Dienstag, 6. Dezember 2016

Schluss mit lustig

Egal ob man 2 Wochen unterwegs war, 2 Jahre oder eben 7 Monate, irgendwann kommt fuer jeden der letzte Tag seiner Reise. Wir hatten das Glueck, die letzten Tage bei knapp 30 Grad im sommerlichen Buenos Aires erleben zu duerfen. Viel hatten wir uns nicht mehr vorgenommen und es daher sehr ruhig angehen lassen. Dennoch haben wir die bunten Haeuser in La Boca gesehen, sind am Hafen Puerto Madero entlang gebummelt, waren in den Galerias Pacificos (Einkaufszentrum) shoppen, haben eine Friedhofstour in Recoleta gemacht, das Foodfestival besucht und in den Lokalen in San Telmo geschlemmt.

Willkommen!
Plaza San Martin





Puerto Madero
Bald ist Weihnachten
La Caminata in La Boca

Foodfestival.


Der letzte Abend - stilecht
La Recoleta.
Erholt und nochmals mit ausreichend Sonnenschein aufgetankt, sind wir bereit, morgen ins winterliche Deutschland zurueckzukehren.
Irgendwann haben wir dann vielleicht auch die Zeit wirklich zu realisieren, was wir eigentlich alles so gemacht haben und wenn wir in Zukunft mal einen schlechten Tag haben sollten, dann werden wir mit einem Laecheln zurueckdenken und sagen, "was hatten wir doch fuer eine geile Zeit!"

Schliesslich haben wir...
... mehr gesehen und erlebt als wir es uns haetten ertraeumen koennen.
... mehr interessante und nette Leute kennengelernt als wir ahnen konnten.
... gelernt, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen.
... so viel zusammen gelacht wie noch nie zuvor, sowie geflucht ueber Dinge die uns unerklaerlich bleiben.
... neue Sachen gekostet, die wir sicher nie angeruehert haetten und wieder einmal festgestellt, dass die Welt genug Platz fuer weitere Entdeckungen laesst.
Und vieles vieles mehr!

Mit einem weinenden und anderthalb lachenden Augen kommen wir nach Hause.
Es ist das Ende unserer erfolgreichen Reise von Costa Rica bis in die Antarktis und noch ein Stueck weiter.
Karo & Nico

"Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon."
Augustinus Aurelius

Freitag, 2. Dezember 2016

Abschluss Patagonien - Torres del Paine

Testfrage für die nächste Reiseplanung:
Wie würdest du für 800€ Urlaub machen?

A) Du suchst dir für ein oder zwei Wochen ein nettes Hotel am Mittelmeer und genießt Sonne, Strand, Ruhe, gutes Essen und das Schwimmen im Meer.

B) Du trägst deinen etwa 7-12 kg schweren Rucksack (je nach dem wie gut du dich einschränken kannst) zwischen 6-10h täglich insgesamt knapp 80km (auf 4 Tage verteilt) über Stock und Stein, hoch und runter bis zum nächsten Nachtlager, während du dabei immer der patagonischen Wetterlotterie ausgesetzt bist. Die insgesamt 4 Nächte verbringst du in einem großen gemischten Schlafsaal. Zum Frühstück gibt es Cornflakes und Marmeladenbrot, mittags ein Lunchpaket und abends immerhin simple 3 Gänge.

Wenn du dich für Antwort A entschieden hast, kannst du den Nationalpark Torres del Paine seelenruhig von der Urlaubsliste streichen. Wenn du allerdings B gewählt hättest, dann ist der W-Trek für dich genau das Richtige. Tolle Berg- und Seenlandschaften, eine top Infrastruktur und viele Gleichgesinnte machen den Park zur beliebten Wanderstätte.
So wurden auch wir angezogen und nach 2 Tagen in Puerto Natales, dem chilenischen Startpunkt, ging es mit unserer Ausrüstung los. Wer will, kann dort auch campen gehen, aber auch wenn man die Nächte in den Refugios verbringt und voll verpflegt wird, hat man noch genug auf dem Rücken.

Puerto Natales:
Ist perfekt für Backpacker und Wanderlustige ausgestattet. Die Stadt liegt schon idyllisch an der Magellanstraße mit Bergen im Hintergrund und sie bietet zudem nette Restaurants, sowie Möglichkeiten Equipment zum Wandern zu mieten oder zu kaufen.

Ruhetag.
Der Nationalpark Torres del Paine: 
Für Backpacker muss man für gewöhnlich nicht mehr als den Namen nennen und dann geht es eigentlich nur noch darum, ob man den W-Trek gelaufen ist oder das O (Rundweg). Laut Wikipedia ist er "einer der bekanntesten Nationalparks in Chile, gelegen im Süden des Landes um die Berggruppe der Cordillera del Paine. Paine heißt in der Sprache der Tehuelche-Indianer (Aonikenk-Indianer,Patagonier) „himmelblau“, Torres del Painealso „Türme des blauen Himmels“.

Das rote W ist hier gut zu erkennen.
Quelle zur Übersicht (Link)

Tag 1: Puerto Natales --> Refugio Torre Central
Naja, es ging ruhig los, schließlich mussten wir ja auch erstmal in den Park gelangen.
Wir wurden mit viel Sonne begrüßt und nutzten den Abend, um Fotos vom Sonnenuntergang zu machen. Gedanklich bereiteten wir uns auf die vor uns liegenden 80km Wanderstrecke vor.


Ein traumhafter Empfang im Park.


Tag 2: Refugio Torre Central --> Las Torres --> Refugio Chileno (14 km/800 Höhenmeter)
Die ersten 5 Kilometer führten uns zum Refugio Chileno, wo wir auch die Nacht verbrachten. Den großen Rucksack stellten wir dort ab und schlängelten uns bis zum Ziel, den Torres (Türmen), die dem Park seinen Namen geben. Die türkis-blaue Lagune und der blaue Himmel sorgten für beste Fotobedingungen. Das war die Belohnung dafür, dass wir in El Chaltén am Fitz Roy ein bisschen Pech gehabt hatten.

 





Diesmal haben wir die Türme voll im Blick.
Tag 3: Refugio Chileno --> Refugio Los Cuernos (15 km/eher absteigend bis flach)
Ein leichter Tag lag vor uns und so kamen wir trotz vieler Fotos am frühen Nachmittag am Refugio an. Dort wurde es mit unseren zwei Mitstreitern Casper (Dänemark) und Richard (Schweden) nicht langweilig. Natürlich sind dort noch viel mehr Leute unterwegs, aber wir verstanden uns am Besten.
Einfach nur wandern.

Tag 4: Refugio Los Cuernos --> Vallé Francés --> Refugio Paine Grande (23 km/700 Höhenmeter)
Der härteste Tag für die meisten. Nach 6 km konnten wir an der Rangerstation einen Rucksack abstellen und so die nächsten 6 km zum Aussichtspunkt (Britanico) mit leichterem Gepäck zurücklegen. Wind, Sonne, Wolken und Regen wechselten sich eigentlich nicht wirklich ab, sondern traten zeitgleich in verschiedener Intensität auf, ein Paradebeispiel für das patagonische Wetter.
Der Ausblick auf das Felsmassiv, den Francés Gletscher und das Tal, welches wir durchwanderten, boten einen schönen Ausblick.

Halbzeit beim Aufstieg.
Das Ziel voraus.
Oben angekommen.

Tag 5: Refugio Paine Grande --> Grey Gletscher --> Refugio Paine Grande --> Puerto Natales (25 km/hoch und runter)
Sonnenschein begrüßte uns am letzten Tag und so starteten wir fröhlich durch den Wind. Wind heißt in diesem Fall Geschwindigkeiten von bis zu 85km/h. In Deutschland würde man wohl schon vor Orkanböen warnen. Der Weg war allerdings traumhaft, denn nach knapp 4 km hatten wir ständig Blick auf den Gletscher, den wir als Abschluss der Tour erreichten. Der Rest war Rückweg und schließlich folgte Fahrt nach Puerto Natales.

Da steht man gerne auf.
Der Gletscher noch in weiter Ferne.
Am Ziel.
Fazit:
Nach all dem Essen und der eingeschränkten Bewegung auf dem Schiff war es für uns das perfekte Wanderprogramm. Wenngleich die Landschschaft und der Park schon sehr der in El Chaltén gleichen, so war es diesmal eine andere Jahreszeit. Die Tage waren, abgesehen vom Wind, sommerlich warm, alles blühte und die Vögel zwitscherten fröhlich. Nun können wir beruhigt Patagonien verlassen, wir haben vielleicht nicht alles gesehen, aber sehr viel.

Wir haben das W geschafft!
Bald ein letztes Mal aus Buenos Aires,
Karo & Nico

Freitag, 25. November 2016

Unser Weg in die Antarktis in Zahlen


  • In etwas mehr als 6 Monaten haben wir eine Strecke von 7276km (Luftlinie von San José bis Ushuaia) zurückgelegt und rund weitere 900km durch die Drake Passage von Ushuaia bis zur Antarktis
  • 9 verschiedene Länder haben wir besucht/durchquert
  • 13 mal haben wir eine Landesgrenze überschritten                (1 Seeweg, 4 Luftweg, 8 Landweg)
  • Knapp 600h haben wir dabei in Bussen (376h), Booten (150h), Flugzeugen (34h, 6 Flüge), Mietautos (30h) und Zügen (8h) verbracht - das sind rund 25 volle Tage nur für den Transport
  • Längste Busfahrt: 25h von Rio de Janeiro nach Foz do Iguaçu
  • Mehrere hundert Kilometer sind wir durch mindestens 23 Nationalparks und etliche weitere Naturschutzgebiete gewandert
  • Insgesamt 10 Guides haben uns auf unseren Mehrtagestouren begleitet
  • Hunderte verschiedene Tierarten haben wir hautnah gesehen
  • An 55 verschiedenen Orten haben wir übernachtet und dabei in knapp 70 verschiedenen Betten geschlafen
  • Auf 8 Nachtbusfahrten haben wir es gebracht - einige sehr unbequeme
  • Mehr als 9000 Fotos haben wir geschossen
  • 46 Posts haben wir hier gebloggt und dafür unzählige Stunden Fotos hochgeladen, Text geschrieben und Korrektur gelesen
  • 5 Gegenstände haben wir verloren (4 Karo, 1 Nico)
  • 25 Bücher haben wir gelesen (16 Karo, 9 Nico)
  • 3 mal waren wir im Kino
  • Mehr als 20 mal haben wir unsere Sachen zum Waschen abgegeben
  • Gefühte 74 mal gab es Spaghetti mit Tomatensoße zum Mittag oder Abendessen ☺
Für den Bericht über die Antarktis einfach unten weiterlesen.

Wir wandern nun erstmal wieder durch Chile. 
Bis bald,
Karo & Nico

Antarctica - 11 Tage unterwegs durchs ewige Eis

"Männer gesucht für gefährliche Reise bei schneidender Kälte, lang währender Dunkelheit, ständiger Gefahr und kleinem Gehalt. Rückkehr ungewiss. Ruhm und Ehre im Erfolgsfall". Mit dieser Stellenausschreibung heuerte Sir Ernest Shackleton (Entdecker & Seefahrer) im Jahr 1907 Männer für seine erste eigene Antarktisexpedition (Ziel der Südpol) an. Ganz ehrlich, wir hätten uns darauf sicher nicht gemeldet.
Bereits die alten Griechen vermuteten einen kalten Kontinent tief im Süden und tauften das Gebiet Tierra Australis Incognita. Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts brachen Seefahrer zu immer tollkühneren Reisen auf, in der Hoffnung, wertvolle Gebiete zu entdecken. Zum ersten Mal wurde das ewige Eis wohl im Jahr 1820 endeckt, die meisten schreiben es Fabian von Bellinghausen zu. Heute ist eine Reise in die Antarktis dank Radar, GPS und modernen Schiffen wesentlich sicherer als zu Zeiten Schackletons. Die Tage sind sehr lang, da momentan Frühlingszeit ist und bieten knapp 20h Tageslicht. Kalt ist es aber dennoch, doch das wird es auch zu Hause im Winter. Ein Erfolg ist die Reise für uns aber in jedem Fall.

Das Schiff, die M/V Ushuaia:
Verließ 1970 die Werft in den USA und ist daher schon lange unterwegs. Allerdings war sie anfangs kein Kreuzfahrtschiff, sondern beherbergte Forscher auf ihren Expeditionen. Erst später wurde sie umgebaut und heute haben 88 Passagiere und etwas mehr als 40 Crewmitglieder Platz auf ihr. Sie gehört damit zu den kleinsten Schiffen in diesen Gewässern. Nachteil ist, dass sie etwas langsamer ist und mehr in den Wellen schwankt. Dafür ist sie aber auch wesentlich wendiger, was wichtig ist, um durchs Eis zu manövrieren. Außerdem ist die Antarktis geschützt und kleine Schiffe haben an viel mehr Orten eine Landeerlaubnis als Große.

Da steht sie noch im Hafen - Zeit in den sonnigen Süden abzulegen.
Unsere Kabine:
Die ersten Worte an Bord waren: "Wir haben ein Upgrade für Sie". Wir hatten natürlich die günstigste Kabine gebucht, also mit Doppelstockbett und geteilten Bad, aber tauschten diese gerne gegen ein Zweibettzimmer mit eigenem Bad. Das bisschen mehr an Platz wussten wir ebenfalls zu schätzen und konnten so mal wieder unsere Sachen ordentlich verstauen.

Die Verpflegung an Bord:
Bisher hatten wir es immer nur in Erzählungen gehört, nun konnten wir uns selbst überzeugen. Ja, man wird gemästet. Frühstücksbuffet, sowie 3 Gänge mittags und abends reichen ja eigentlich schon aus, aber eine Kaffee- und Kuchenpause am Nachmittag gibt es dennoch. Für uns nach 6 Monaten alles wie im Schlaraffenland.


Ein paar Fakten zur Antarktis vorweg:

  • Alles südlich des 60. Breitengrades ist geschützt. Damit ist die Antarktis der größte Nationalpark/das größte Naturschutzgebiet der Welt.
  • Insgesamt 7 Länder beanspruchen Teile der Antarktis, ein paar mehr haben noch das Recht auf Beanspruchung, aber bisher wird alles gemeinschaftlich verwaltet und reguliert. So wie etwa die vielen Forschungsstationen.
  • Es ist der trockenste Kontinent. An den Polen fällt nur ein Drittel des Niederschlags der Sahara. 
  • Große Teile der Landmasse des Kontinents wurden durch die Eismassen unter Höhe des Meeresspiegels gedrückt, aber gleichzeitig machen die bis zu 5000m dicken Eisschichten die Antarktis zum durchschnittlich höchsten Kontinient.
  • Der kälteste ist es auf jeden Fall auch, die japanische Station verzeichnete -93º Celsius. Absoluter Rekord!
  • Catabatische Winde machen die Antartis zu allem Überfluss auch noch zum windigsten aller Kontinente.

Unser Programm:

13.11: 16.00 Uhr ging es aufs Schiff, um die Kabinen zu beziehen, bevor wir 18 Uhr ablegten und durch den Beagle Kanal in Richtung Drake Passage fuhren.

14.11: Den ganzen Tag auf See. Knapp 900 km ist die Drake Passage breit und berüchtigt für ihren starken Seegang und die hohen Wellen. Wir hatten Glück und eine ruhige See, ein paar Gänge des Menus musste Nico dennoch wieder auslassen, trotz Reisetabletten. Unser allgemeines Befinden war jedoch im grünem Breich und kein Vergleich zum Segeln.

15.11: Morgens noch auf hoher See, hieß es gegen 17 Uhr "Land in Sicht!". Ein paar Inseln waren zu sehen - die Süd-Shetlandinseln. Unsere ersten Fotos machten wir von der Insel Livingston und deren 1700m hohen Berg namens Mt. Friesland. Kurze Zeit später begrüßten uns die ersten Buckelwale mit ihren Fontänen in der Ferne, als wir gerade beim Kapitän auf der Brücke Ausschau hielten.


16.11: Wir betreten den Antarktischen Kontinent, mit eigenen Füßen steigen wir auf das felsenfeste Eis und arbeiten uns einen Berg hinauf, wo wir eine ganze Kolonie von Kehlstreifpinguinen beobachten können (Orne Bay).



Davor sausten wir schon auf den Schlauchbooten (Zodiacs) durch das Eismeer. Bei klarem Himmel und Sonnenschein nur eine mittelmäßig kalte Angelegenheit.



Abends wollten wir bei der argentinischen Forschungsstation in Paradise Bay an Land gehen, aber der Landzugang war durch Eis blockiert. So machten wir eine weitere Zodiac-Tour durchs Eis und beobachten Robben und Felsenpinguine.


Mittlerweile war der Himmel bedeckt und die Füße nach einer Stunde kurz vorm Erstarren.

Leben an Bord:

Es ist familiär, nach ein paar Tagen und etlichen Mahlzeiten, an denen wir fast jedes Mal an einem anderen Tisch saßen, kennt man sich schon ein bisschen. Die Crew ist klein, eingespielt, locker und für jeden Spaß zu haben. Während der langen Überfahrt gab es Vorträge zur Antarktis und die Biologen an Bord gaben uns Infos zur Tierwelt. Morgens ertönte durch die Lautsprecheranlage des Schiffs erst Musik und danach der Weckruf - meist zwischen 7 und 7.30 Uhr, je nach dem wie gut das Wetter war und wo wir uns gerade befanden. Wenn man dann so mit dem Schiff unterwegs ist und eine Durchsage kommt, dass beispielsweise ein paar Orcas auf uns zusteuern, stürmen alle raus.

Alle guten Plätze für Fotos sind da schnell belegt.
Das ganze Programm war flexibel, wir hatten zwar einen Plan, aber wenn wir einen Landgang nicht machen konnten oder wir an einer Stelle nicht weiter durchs Eis hindurch kamen, ließ sich unser Expeditionsleiter Agustin stets rasch etwas Neues einfallen. Außerdem konnte man auch jederzeit auf die Brücke gehen und von dort die Landschaft bewundern.

Agustin (Expeditionsleiter) & Lida beim Vortrag.
Wetter:

Wir waren das zweite Schiff in der noch jungen Saison, viel Sonnenschein wäre für uns gewöhnlich nicht zu erwarten gewesen. Zum Glück hielt sich das Wetter nicht daran. Sonnenschein war fast unser ständiger Begleiter. Die Temperaturen waren um die Null Grad und in der Sonne konnte man es gut aushalten. Frischte der Wind aber auf, wurden die Finger schnell kalt und wir freuten uns wieder auf die warme Kabine.


17.11: Wir fuhren zurück durch die Gerlache Straße, die wir auch auf dem Hinweg entlang gekommen waren, weil uns der weitere Weg in den Süden versperrt wurde. Einen Eisbrecher haben wir dann doch nicht.
Bei traumhaften Wetter brachen wir wieder mit den Schlauchbooten auf, um Cierva Cove mit der "Primavera"- Forschungsstation der Argentinier zu erkunden, denn anlanden darf man dort nicht.



Wir beobachteten ein paar Pinguine, die ins Wasser sprangen und kurz darauf wie wild den Weg zurück an Land suchten. Der Grund: ein Seeleopard auf der Jagd. Einen hat er sich aber dennoch geschnappt und versuchte ihn daraufhin kopfüber zu ertränken, während er den Pinguin fest im Maul hielt. Grausam, aber irgendwie auch faszinierend.

Ein kleiner Snack für Zwischendurch.
Zurück an Bord kitzelte uns der Geruch von Holzkohle in der Nase, denn der Grill lief auf Hochtouren - Pinguin gab es aber nicht. Am Nachmittag betraten wir das zweite Mal Land. Die kleine Insel Trinity mit dem Mikkelsen Harbour ist Nistplatz für etliche Eselspinguine, so konnten wir diese beim Nestbau und ihren ersten Annäherungsversuchen beobachten. Dabei sucht das Männchen eifrig Steine und legt sie seiner Auserwählten zu Füßen, als Zeichen, das Nest gemeinsam zu bauen - schon putzig, diese Tiere.




Abends wurden wir wieder über unser nächstes Ziel informiert, aber eigentlich galt die Aufmerksamkeit dem Sonnenuntergang. Wem kann man das verübeln?


18.11: Morgens waren wir planmäßig unterwegs in Richtung Antarctic Sound, einer Passage zur Weddell-See. Links und rechts vom Boot ragten schon die ersten gigantischen Tafeleisberge aus dem Wasser, schwimmende Festungen aus Eis. Unser Schiff ist 84m lang und knapp 25m hoch, im Vergleich zu diesen Giganten nicht mehr als eine Nussschale.



Teilweise 40m erhebt sich die Wand aus Eis über dem Meeresspiegel und die Blöcke sind meist mehrere hundert Meter lang und breit (Zur Info: Tafeleis sind große Stücke, welche vom Schelfeis abbrechen. Das Schelfeisgebiet der Weddell See, also der Gletscher, welcher sich vom Land ins Meer erstreckt, ist größer als Deutschland). Die Bedingungen waren rauh, doch wollten wir noch vor dem Mittag einen Landgang versuchen. Da aber die Landezone zu klein war, ging es dann mit den Schlauchbooten zwischen den Adélie Pinguinen entlang.

Da kommen schon ein paar Tausend zusammen.
Wieder lauerte ein Seeleopard auf Beute, doch ging diesmal leer aus. Als wir nach dem Mittag gemütlich in unserer Kabine lagen, kam die Durchsage, dass eine große Gruppe Orcas direkt voraus gesichtet wurde. Man konnte die Türen der anderen Kabinen hören und alles stürmte an Deck.

Minkwale auf Futtersuche.
Als die Wale (tatsächlich waren es Minkwale und nur ein Orca) langsam in der Ferne verschwanden und wir wieder einen riesigen Tafeleisberg keine 50m von uns passierten, fiel Karo auf, dass sich das Eis von der Kante löste. Plötzlich brach die gesamte Kante ab, rauschte ins Wasser und schickte eine dicke Welle in Richtung Schiff.

Fahrt durch das Packeis.
Abends konnten wir dann in Brown Bluff unsere Beine auf festen Boden setzen und Unmengen von Pinguinen (Adélie und Eselspinguine) beim Nisten beobachten.

Da liegen sie schon in ihren steineren Nestern.
19.11: Unser Kurs brachte uns zur argentinischen Forschungsstation "Esperanza". Diese ist das ganze Jahr über besetzt und so wurden wir zu einem Rundgang empfangen. Knapp 50 Menschen haben dort fast 365 Tage zusammen verbracht und werden bald abgelöst. Sogar eine Schule für die Kinder der insgesamt 7 Familien gibt es. Hitzefrei ist dort allerdings auch im Sommer nie ;-)

Forschungsstation in der Hope Bay gelegen.
Im Gegensatz zu den hochmodernen und gerne auch futuristischen Stationen der europäischen Länder, erscheinen die Hütten aus den 1950er Jahren ein wenig überholt.
Bei strahlend blauem Himmel und viel Sonne lagen die Steaks bei unserer Rückkehr bereits auf dem Grill und wir hatten ein fleischreiches Mittagessen.

Antarktisches BBQ.
Nachmittags manövrierten wir durchs Eis, denn wir waren bereits auf unserer Rückreise in Richtung der Süd-Shettlandinseln.

Eine schwimmende Pinguinkolonie.
20.11: Agustins Weckruf kam gegen 6.30 Uhr, da wir gerade auf Deception Island Kurs nahmen. Bei dieser Insel weiß man gar nicht, wo man zuerst anfangen soll. Kreisförmig ragen die Felsen der Insel aus dem Wasser. Nur an einer 500m breiten Stelle ist der Felsring durchbrochen und dort kann man ins Innere hineinfahren. In Wirklichkeit gelangt man so in den vollgelaufenen Krater eines riesigen, untergegangenen Vulkanes, von dem eben nur noch der oberste Teil aus dem Wasser schaut. Im Anschluss ans Frühstück betraten wir dann den schwarzen Strand von Telefon Bay und wanderten zu einem durch Vulkanstaub dunkel gefärbten Gletscher.

Der wohl einzige schwarze Gletscher der Welt.
Von dort aus war es nur eine kurze Fahrt weiter zur Pendulum Bay. Hier sorgt ein besonderes Phänomen dafür, dass sich das Wasser am Strand "erhitzt". Mal ist es mehr oder eben weniger warm. Wer verrückt genug ist, hat aber dort die Chance in der Antarktis zu baden. Wie gesagt, nur die 20cm am Strand werden warm, danach stößt man auf -1º kaltes Wasser. Wer ist bitteschön so verrückt?
Schnell wieder raus - das hatten wir uns nicht gut überlegt ☺
Ja, es war verdammt kalt im Wasser, sich aber danach bei rund 0º Außentemperatur und Wind wieder anzuziehen, während man mit den Füßen auf dem fast gefrorenen Boden stand, war auch noch kälter. Ein Spaß für uns und knapp 15 andere Polar-Schwimmer war es allemal und wer kann schon von sich behaupten, in der Antarktis im Meer gebadet zu haben?
Nachdem sich alle an Bord wieder aufgewärmt hatten, nahmen wir Kurs auf unseren letzten Stopp auf der Reise - die kleine Insel Halfmoon. Neben fleißigen Pinguinen lag auch ein dicker See-Elefant am Strand, welchen wir vorher noch nicht zu Gesicht bekommen hatten. Wir, sowie alle anderen, genossen nochmals die letzten Stunden in der Antarktis und die einmalige Kulisse und nahmen Abschieb von den Pinguinen.


Nach dem Abendessen mussten wir die ruhigen Gewässer verlassen und steuerten auf die Drake Passage zu.

Gesichtete Tiere:

  • Pinguine (Esels-, Kehlstreif-, Felsen- und Adéliepinguine)
  • Krabbenfresserrobben, Weddell-Robben, See-Elefant, Seeleopard
  • Minkwale, Orcas, Buckelwale
  • jede Menge Seevögel (v.a. Kormorane, Möwen und Albatrosse)

Krabbenfresserrobbe.
Adélie (Am Augenring erkennbar)
Kehlstreifpinguin.
Schwanzflosse eines Buckelwals beim Abtauchen.

Unsere Kameraden an Bord:

Es war wirklich eine positive Überraschung für uns. Vorgestellt hatten wir uns eine Horde Rentner, die jeden Tag in ihren schicken Abendoutfits dinieren würden. Stattdessen sahen alle aus wie wir auch, Funktionshosen und Fleecepullover waren an der Tagesordnung, beim Abendessen wurde auch gerne die Jogginghose getragen. Der Altersdurchschnitt war recht hoch, aber es gab auch Leute in unserem Alter. Beherrscht wurde das Boot von knapp 20 US-Amerikanern, danach kamen eine Menge Australier (führend im Konsum alkoholischer Getränke) und immerhin insgesamt 9 Deutsche.  Ansonsten waren die 88 Passagiere bunt gemischt und jeder hat sich bestens verstanden.
Alle an Bord waren fast gleich verrückt aufs Reisen, so war
für viele unserer Mitreisenden die Antarktis der letzte noch "offene" Kontinent und die meisten von ihnen sind vor 20 oder 30 Jahren schon Backpacker gewesen. Für uns war es interessant zu hören, wie das Reisen im "vorinternetlichen Zeitalter" funktioniert hat und wo diese viel herumgekommenen Leute schon alles waren. Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass bei den nächsten Urlaubszielen Kamtschatka genannt wurde und keiner komisch guckte.
Die gesamte Stimmung war ausgelassen und freundlich, dank Agustin gab es auch immer eine Menge zu lachen. Es ist wohl doch ein Vorteil, auf einem kleinen Schiff unterwegs zu sein.

21.11: Keine Ausflüge mehr an Land oder mit den Schlauchbooten. Die Drake Passage musste wieder durchquert werden. Nun gab es wieder Vorträge und Filme.

22.11: Es wurde kurzzeitig ein wenig melancholisch an Bord. Nun, dem Festland wieder so nah, wurde allen bewusst, dass das Abenteuer vorbei ist. Gummistiefel und Rettungswesten mussten wieder abgegeben werden. Als wir dann allerdings in Gruppen zum antarktischen Quiz antreten mussten, Urkunden vergeben wurden und die DVD zu unserer Reise gezeigt wurde, waren alle wieder heiter bis fröhlich. Das festliche Abendessen stellte dann den fließenden Übergang zu einer ausgelassenen Feier sicher.
Mit späterer Stunde verwandelte sich das Schiff in ein Partyboot und die Reise wurde gebührend gefeiert, während wir sicher vor Anker im Beagle Kanal lagen.

23.11: Die letzten Meter in den Hafen waren schnell geschafft und so trennten sich schon nach dem Frühstück die Wege. Für viele war es das Ende ihres Urlaubes, andere zogen weiter. Wohin wir auch blickten, sah man nur lächelnde Gesichter, jeder war glücklich Teil dieser großartigen Reise gewesen zu sein.

Fazit:
Jeder einzelne Aspekt unserer Reise war am Ende noch besser, als wir ihn uns vorgestellt hatten. Angefangen bei der Überraschung bezüglich unserer Kabine bis hin zum Essen, das abwechslungsreich und lecker war. Obendrauf das Wetter, welches uns mit Sonne und "Wärme" verwöhnte. Wir haben in dieser wirklich einmaligen, fantastischen, unberührten Landschaft Tiere im Überfluss gesehen und das nicht nur in der Ferne. Wirklich einmalig hat die Reise aber unsere Gruppe und das Expeditionsteam gemacht. Jeder war motiviert, interessiert, aufgeschlossen und für jeden Spaß zu haben. Wir glauben, das jeder an Bord diese Expedition voll und ganz genossen hat und nie vergessen wird.

Also dann, ihr Landratten! Arrrggh!

Karo & Nico