Freitag, 30. September 2016

Einmal quer über den Kontinent

Wie gesagt, unsere Route sollte kurzzeitig weniger geradlinig verlaufen und daher hier ein kleiner Zwischeneintrag. Asuncion lag günstig, um einen Flug nach Bolivien zu bekommen, aber mehr auch nicht.


Dass eine Stadt mit einer halben Million Einwohner und immerhin Hauptstadt eines ganzen Landes, wirklich gar nichts zu bieten hat, hätten wir vor dem Besuch nicht gedacht. Selbst in der Innenstadt sind die meisten Häuser unbewohnt und heruntergekommen und so wurden selbst Spaziergänge wenig interessant. Wir waren also nicht traurig als wir am Flughafen ankamen und in den Flieger nach La Paz stiegen. Immerhin haben wir aber ganze 6 Fotos in den 2 Tagen in Paraguay gemacht, hier das beste und einzig vorzeigbare:

Der Präsidentenpalast.
Nun aber zu La Paz. Das letzte Mal waren wir kurz dort als wir hauptsächlich Urlaub in Peru gemacht hatten und so kannten wir uns schon ein bisschen aus. Aber auch die Stadt ein zweites Mal zu erkunden war nicht langweilig, so besuchten wir wieder den Hexenmarkt, wo allerlei Pulver und Tränke verkauft werden für diverse Zwecke wie Reichtum oder Liebe. Für Letzteres bietet sich z.B. "Siete Machos" an (Sieben Männer für die Frau).

Auch im Angebot - getrocknetes Baby-Lama.

Wir schlenderten auch über den Wochenendmarkt, wo neben Kinderspielzeug, Obst, Fisch und Metallwaren (alles direkt nebeneinander) einfach alles angeboten wird.


Besonders schick in blutiger Schürze.

Außerdem hat La Paz nun ein Gondelsystem, wie in Skigebieten, um die Stadtteile zu verbinden und den Straßenverkehr zu entlasten. Bisher sind 3 der geplanten 9 Linien fertig und für 30 Cents kann man eine Runde über der Stadt drehen.

Die rote Linie.


Blick von oben auf La Paz.

So wurde unser Aufenthalt recht kurzweilig, bevor wir den Nachtbus nach Uyuni nahmen, unserem eigentlichem Ziel in Bolivien.
Mehr dazu und wieder schöne Fotos gibt es bald.

Liebe Grüße,
Karo & Nico

Mittwoch, 21. September 2016

Im Dreiländereck - Die Iguazu-Wasserfälle

Brasilien ist so ein unfassbar großes Land, dass man entweder viel Zeit (Bus) oder viel Geld (Flugzeug) mitbringen muss, um lange Strecken zu überbrücken. Für die 1500 km bis zur basilianisch-paraguayanisch-argentinischen Grenze nach Foz do Iguacu entschieden wir uns für den Bus. Wie schlimm können 24h Busfahrt schon sein? Wir hofften einfach auf den guten Entwicklungsstand Brasiliens, also gute Straßen mit wenig Kurven und komfortable Busse. Zu unserem Glück sollten wir recht behalten. Der Bus war mit weitem Abstand der beste unserer bisherigen Reise (Messlatte war aber auch tief) und unsere Sitze waren nicht nur groß und bequem, sondern ließen sich fast zum Bett verstellen. Gepaart mit den super Straßen wurde es eine sehr entspannte Fahrt, besser noch als erwartet. 13 Uhr ging es in Rio los, sodass wir abends durch Sao Paulo fuhren, welches mit knapp 21 Mio. Einwohner die drittgrößte Stadt der Erde ist. Von der Autobahn konnten wir uns ein kleines Bild von dem nicht enden wollenden Lichtermeer der Hochhäuser machen. Gegen 14 Uhr am nächsten Tag kamen wir nach insgesamt 25h mit einer Stunde Verspätung in Foz do Iguacu an und hatten unsere offiziell längste Busfahrt hinter uns gebracht.

Der Fluss Parana (vertikal) und der Fluss Iguazu (horizontal) teilen die 3 Länder und ihre jeweiligen Grenzstädte voneinander (Foz do Iguacu - BRA, Puerto Iguazu - ARG, Ciudad del Este - PAR).
Reiseführer empfehlen die Wasserfälle einmal von der brasilianischen Seite aus zu erkunden und ebenfalls den Park auf der argentinischen Seite zu besuchen.

Wir fingen in Brasilien an und hatten kurz nach Betreten des Parks den ersten guten Blick auf einen Teil der 275 Wasserfälle (20 große, 255 kleine).


Der Weg führte uns knapp 1,5km am Wasser entlang, von einem Aussichtspunkt zum anderen, bis wir die Plattformen am Ende erreichten.

Aussicht vom Weg.
Da kommt man auf jeden Fall nur nass wieder raus.





Die Plattformen befinden sich am Teufelsschlund, sozusagen die Kante des Flusses zwischen Brasilien und Argentinien an der das Wasser in die Tiefe stürzt - da kommt ganz schön was runter!
Garganta del Diablo (Teufelsschlund) von brasilianischer Seite.
Nachdem wir uns also einen guten Überblick verschafft hatten, ging es auf die andere Seite. Der Park ist etwas weitläufiger in Argentinien und hat mehr Wanderwege zu bieten, die einen recht nahe an die verschiedenen Abschnitte der Wasserfälle bringen.

Wie der Blick auf ein neu entdecktes Land.
So wanderten wir gemütlich von einem Punkt zum anderen und machten sicher 300 Bilder. Es ist eben nicht nur ein Wasserfall, sondern sehr, sehr viele, in einer schönen Landschaft gelegen, sodass man einfach nicht satt wird.


Bis zu 80m stürzt das Wasser in die Tiefe.
Am Ende der Wanderwege wartet eine Bimmelbahn, welche die Touristen zum Teufelsschlund fährt, wo man nochmal das ganze Ausmaß bewundern und den Menschen auf der anderen Seite zuwinken kann.

Ständig muss man aufpassen das die Kamera nicht nass wird.
Somit hatten wir auch alles gesehen und konnten uns ruhigen Gewissens verabschieden. 

Wir haben unsere Route ein bisschen verändert und unser Programm in Brasilien beendet. Das Land hat sicher von allem etwas zu bieten, aber ist uns einfach zu groß. Wir bräuchten noch mehr Zeit, um es zu bereisen und wollen nicht ständig fliegen müssen. Das Pantanal heben wir uns auf und kommen sicher nochmal wieder. 

Nun sitzen wir gerade in Asuncion in Paraguay und morgen geht es im Flieger nach Bolivien, um von dort unsere Reise in den Süden fortzusetzen. 

Liebe Grüße, 
Karo & Nico

Samstag, 17. September 2016

Willkommen in Brasilien - Zwischen Zuckerthut und Jesus Christus

Die klassische Backpackerroute wuerde von Ecuador weiter nach Peru führen - da wir dieses schöne Land aber schon gesehen haben, entschieden wir uns dafür, ein großes Stück des Kontinents mit einem Flug zu ueberbrücken. Die einzig günstige Option hatte 2 Zwischenstopps und eine Reisedauer von knapp 24h (Flugzeit um die 8h); was nimmt man nicht alles in Kauf... Am Flughafen in Quito angekommen, stellte sicher allerdings heraus, dass der Flug ueberbucht war und wir bekamen einen Flug mit nur einem Zwischenstopp in Bogota, einem sehr, sehr langen Zwischenstopp. So verbrachten wir den Tag von 12 bis 22 Uhr am Flughafen und landeten gegen 6 Uhr in Rio de Janeiro.

Wenn man all die Berichte über Kriminalität in dieser Stadt liest, traut man sich ja kaum auf die Strasse zu gehen! Allem zum Trotz nahmen wir den Bus und die Metro vom Flughafen ins Zentrum und darin war es vor allem brechend voll, sonst aber nix.
Im Hostel angekommen, hatten wir die nächsten 5 Tage Zeit für Rio pur und lernten die vielen Gesichter dieser Stadt kennen.
Wenn der Himmel bedeckt ist, dann sieht man nur das graue Rio, welches laut ist und voll und dem einem bei jedem Schritt ein neuer, meist unangenehmer, Geruch entgegenschlägt. Dieses Wetter hatten wir an den ersten beiden Tagen und so konnten wir uns kaum motivieren auf Erkundungstour zu gehen - wir wollten Sonnenschein und die Stadt geniessen!
Unser Wunsch wurde erhört und Rio blühte fuer uns förmlich auf, aus voll wurde lebendig, aus grau wurde bunt und unsere Entdeckungslust wieder geweckt. So zogen wir auf den Hippiemarkt, wo lauter Souvenirs verkauft wurden, dann weiter nach Ipanema (Strand & Stadtteil) und von da aus zur berühmten Copacabana.

Blick auf den Strand von Ipanema.
Relaxen an der Copacabana.















Wir hatten Probleme die Strasße zum Strand zu überqueren, weil dort gerade ein paralympischer Wettkampf stattfand (wohl Triathlon), aber schafften es schliesslich.
Mal eben im Olympia Shop das passende Outfit probegetragen.
Es war Sonntag und vor lauter Sonnenschirmen ließ sich kaum der Sand erkennen, aber wir holten uns auch einen und legten uns in die Masse, um Sonne zu tanken.
Das schöne Wetter wollte genutzt werden und so ging es am Abend auch noch zum Zuckerhut. Gegen 17 Uhr nahmen wir die Gondel nach oben, um auf den Sonnenuntergang zu warten.
Blick nach oben.
Die riesige Christus-Statue mal ganz klein.















Dort oben, umringt von Deutschen, sah man die schöne Seite Rio's. Die Strände zur Linken, die Stadt mit ihren Lichtern voraus und Jesus hoch oben auf dem Berg.

Erst den Sonnenuntergang bewundern...
... und danach die Stadt bei Nacht betrachten.
Der nächste Tag begann genauso schön und so machten wir uns auf zu Jesus. Wir entschieden uns mit dem ersten Shuttle nach oben zu fahren. Obwohl wir als eine der ersten Gruppen ankamen, war es doch schon recht voll, aber es gab noch immer genug Platz, um Fotos zu machen und die Stadt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Jesus ist mit uns.
Blick von der Statue auf das morgentliche Rio.















Am Nachmittag ging es wieder zur Copacabana, die auch unter der Woche noch gut besucht ist.
Sicherheit ist in Rio wie gesagt ja ein großes Thema. Wir haben eigentlich fast alles nicht beachtet, was man tun sollte und uns ist dennoch nichts passiert. Wir sehen aus wie 2 typische Touristen, haben immer einen Rucksack dabei und sind immer mit den Öffentlichen gefahren. Wir sind auch abends am Strand entlang gelaufen und haben uns in unserer Ecke Rio's (rund um den Stadtteil Gloria) sehr wohlgefuehlt (Die Paralympics haben aber auch mehr Polizei und Militärpräsenz mit sich gebracht). Fast hätten wir sagen können, dass wir gar nicht mit Kriminalität in Berührung gekommen sind, aber dann lagen wir noch einmal entspannt am Strand von Ipanema...

Was wir gesehen haben:
Plötzlich greift ein junger Mann nach einem kurz unbeobachteten Rucksack und rennt los wie der Teufel, die Betroffenen sind so überascht, dass sie nur rufen konnten. Als der Dieb allerdings die Strasse erreicht hatte, stieg er auf sein Fahrrad und war weg.

Was wir im Nachhinein betrachtet noch alles gesehen haben:
Die Szene war genau 5m vor unserem Sonnenschirm, wir haben die Familie sogar noch beobachtet. Wir bemerkten auch, dass ein paar mehr Leute vor uns standen, aber wir hielten sie noch für Strandverkäufer, die Pause machten. Nun glauben wir, diese Truppe hat gut zusammengearbeitet, das Umfeld unter die Lupe genommen und im richtigen Moment hat einer zugeschlagen. Die Jungs sind eben Profis und warten nur auf solche Gelegenheiten.

Unser Rucksack war, wie es sich gehört, fest mit dem Sonnenschirm verbunden und somit nicht im Fokus der Diebe, sonst hätte es uns auch treffen können.

Rückblickend haben wir ein bisschen gebraucht, aber uns doch mit der Stadt anfreunden können und ein paar ruhige und entspannte Tage gehabt. Bei Sonnenschein ist die Atmosphäre eine ganz andere und man kann die Strände genießen. Dennoch brauchen wir die vielen Menschen und überfüllten Busse nicht auf Dauer und ziehen weiter in den Süden.

Bis dahin,
Karo & Nico


Dienstag, 13. September 2016

Die letzten Tage in Ecuador - Quito & Mindo

Quito

Nach langer Anreise endlich angekommen, hatten wir erstmal einen Tag Erholung in Quito, wo wir ganz gemuetlich durch die Altstadt gebummelt sind und weiter zu einem Aussichtspunkt.
Quito ist ebenfalls sehr hoch gelegen und wird von Bergen rechts und links quasi eingeschnuert, sodass die Stadt sich ueber 50 km von Nord nach Sued erstreckt, aber nur 15 km von Ost nach West. Dadurch ist das Strassennetz auch nicht uebermaessig kompliziert und man kommt mit dem Bus bequem durch die Stadt. So langgestreckt verteilen sich die knapp 2 Mio. Einwohner recht gut und man kommt sich nur selten vor wie in einer Grossstadt. Neben den freundlich bunten Haeusern ein weiterer Grund, weshalb wir uns dort bedeutend wohler fuehlten als in den bisherigen Metropolen.
Am Sonntag stand zur Abwechslung ein klassischer Touriausflug auf dem Programm. Als eines der wenigen Laender hat Ecudor tatsaechlich eine Zugverbindung durchs Land. Man kann von Quito nach Guayaquil in 4 Tagen fahren. Alltagstauglich ist die Verbindung allerdings nicht und wird nur fuer den Tourismus genutzt (man wird von Motorradfahrern begleitet, welche die Kreuzungen sperren). Man kann verschiedene Etappen dieser Verbindung fahren und kommt abends wieder an seinem Ausgangspunkt an.
Wir entschieden uns fuer den "Tren de los volcanes", also den "Zug der Vulkane", welcher von Quito nach El Boliche, einem Eingang zum Nationalpark Cotopaxi, faehrt.

Einsteigen bitte!
Es kann losgehen.











Um 8.00 Uhr morgens ging es los, nach einer Stunde gab es den ersten Halt und gegen 11.30 Uhr kamen wir in El Boliche an.

Die vorbeiziehende Landschaft. 
Der Cotopaxi im Hintergrund.
Wir wanderten ein bisschen durch den Park und fuhren dann schon wieder in Richtung Quito, um in Machachi anzuhalten. Dort gab es erst eine Tanzauffuehrung, gefolgt vom Mittagessen und schliesslich einen Farmrundgang.



Alles war straff durchorganisiert und beinhaltete nur mittlere Bewegung, aber die Fahrt im Zug und die vorbeiziehende Landschaft mit etlichen Vulkanen war eine schoene Abwechslung. Insgesamt waren wir auch den ganzen Tag gut beschaeftigt und kamen gegen 18 Uhr wieder im Hostel an.

Ein Angora Kaninchen.
Ein plueschiges Lama. 


























Mindo

Dieses beschauliche Dorf hat nur knapp 3000 Einwohner, zieht aber mehr als 200.000 Touristen jedes Jahr an. Viele davon sind Wochenendurlauber aus Quito oder Backpacker auf ihrem ersten Stopp. Nur 2,5 Fahrstunden von Quito entfernt kann man der Grossstadt entfliehen und durch den Nebelwald spazieren. Nebenbei ist es einer der Hotspots fuer Hobbyornithologen, da man dort wohl rund 400 verschiedene Vogelarten vor die Linse bekommen kann. Da wir montags dort ankamen, bemerkten wir nichts von den Massen aus Quito und hatten die Stadt fast fuer uns alleine.
Um vielleicht auch einen netten Vogel fotografieren zu koennen, starteten wir den naechsten Tag um 6 Uhr morgens und gingen auf Wanderung. Das Wetter war perfeckt und wir schlaengelten uns einen der Berge rund um Mindo nach oben.

Ist da schon "der nette Vogel" vor der Linse? 
Eigentlich haette an deren Ende ein nettes Cafe mit Fruehstueck auf uns warten sollen, aber es war nichts zu finden. Aus Mangel an Alternativen folgten wir dem einzigen Schild, welches das Wort "Fruehstueck" beinhaltete in Richtung Las Tangaras Reserve. Nach weiteren 45 min Wanderung kamen wir an einer sehr, sehr einsam gelegenen Holzhuette an.



Dort wurden wir aber sofort auf Englisch begruesst und von zwei freundlichen jungen Leuten hineinbegleitet. Wie es sich herausstellte, sind Annie und Skyler zwei Biologen aus den USA, welche dort Daten ueber die Voegel sammeln. Nebenbei beherbergt die Huette ab und an Urlauber, welche die Ruhe geniessen wollen oder eben Tagesgaeste aus Mindo.
Nachdem wir uns den Bauch mit Pfannkuchen vollgeschlagen hatten, wanderten wir noch ein bisschen durch das Reservat und kehrten nach einer weiteren Pause nach Mindo zurueck, bevor der alltaegliche Regen einsetzte.

Der Kolibri hat sich wirklich perfekt hingesetzt. 
Der Tukan war schon etwas weiter entfernt. 
Schlusswort zu Ecuador

Wir haben nun wirklich sehr viel Zeit in diesem kleinen Land verbracht, aber auch nach mehr als 6 Wochen fiel uns im Bus nach Quito auf, wie schwer es doch ist, Abschied zu nehmen. Wir haetten auch noch mehr Zeit in dieser traumhaften und freundlichen Umgebung verbringen koennen. Schon vor der Reise hatten wir hohe Erwartungen an diesen abwechslungsreichen Fleck Erde, aber selbst die wurden uebertroffen (mit Abstrichen in Galapagos).
Nie haetten wir gedacht, dass wir tagelang teilweise alleine durch die Anden wandern oder so nette Oasen wie Banos finden wuerden.
Ecuador hat wirklich fuer jeden Geschmack etwas zu bieten und begeistert durch seine herzlichen Bewohner. Wir kommen wieder....irgendwann.

Abschied von Quito.
Liebe Gruesse und bis bald aus Brasilien
Karo & Nico

Dienstag, 6. September 2016

5 Tage Amazonas - Dem Dschungel hautnah


Anreise:

Zum letzten Mal verließen wir unser liebgewonnenes Baños, um uns Richtung Dschungel zu begeben. Der Ausgangspunkt für die meisten dieser Abenteuer ist der Ort Lago Agrio, um noch genauer zu sein, das Hotel D'Mario. So bestiegen wir den 19.00 Uhr Bus in Ambato (1h von Baños), über die genaue Ankunftszeit herrschte Uneinigkeit beim Buspersonal, laut Ticketbüro 9h Fahrt, laut Busbegleiteter 5 h - wir ließen uns überraschen. Zum Glück war es dunkel, denn bei der Fahrt sollte mal lieber nicht hinschauen, es ging in rasantem Tempo durch die Kurven bergab, sodass wir fast aus den Sitzen fielen, aber schließlich mussten wir ja die Anden verlassen und uns dem Meeresspiegel nähern. Gegen 3.00 Uhr nachts kamen wir dann am Busbahnhof von Lago Agrio an. Gleich stürmten mehrere Radfahrer (mit so einem großen Gepäckwagen vorne am Fahrrad) auf uns zu. Der Junge, der Hotel D'Mario schrie, bekam unseren Zuschlag und wir nahmen auf dem Hänger platz. Wir hofften es wäre nur ein kurzes Stück, denn wir 2 plus die beiden Rucksäcke kamen uns recht viel vor für unseren vielleicht 15-jährigen Fahrer. Nach gut 20 Minuten, während denen der arme Kerl ganz schön schwitzte, hatten wir es geschafft. Der Vater des Jungen wartete am Hotel schon auf uns und machte sogleich das Hotelpersonal wach. Dieser hochmotivierte Mitarbeiter schlurfte auch sogleich zur Tür, aber machte keine Anstände diese auch zu öffnen. So ging eine Diskussion auf spanisch los - zwischen dem Vater und dem Hotelburschen - dass dieser uns doch reinzulassen solle, ohne Erfolg. Nachdem wir die Fahrt bezahlt hatten und Vater und Sohn verschwunden waren, versuchten wir es nochmal. Der Gedanke daran, den Rest der Nacht vor dem Hotel zu verbringen, war eher ein unangenehmer. So richtig war auch die Sachlage nicht klar, wir hatten schließlich nur Sonntag Nacht reserviert und kamen ja nun schon 3.30 Uhr am Sonntagmorgen an, aber einfach vor dem Hotel zu warten war ja nun auch keine Lösung. Wir erklärten ihm also nochmal alles ganz freundlich und die Tür öffnete sich und wir bekamen ein Zimmer.

Tag 0: Lago Agrio (auch Nueva Loja)

Bis mittags erholten wir uns von der Anreise, bevor wir das erste Mal das Hotel und die Stadt im Tageslicht erblickten. Sagen wir es mal so, beides lud nicht gerade zum Verweilen ein. Das Hotel hätte die ersten Schönheitsreperaturen schon vor 20 Jahren gut vertragen können und war nun an manchen Stellen sicher mehr als baufälllig. Was einen abgesehen von einer Amazonastour in die Stadt treibt wissen wir nicht genau, aber schöne Ecken haben wir keine gefunden.
Da Lago Agrio bereits vorab nur als Boxenstopp für eine Nacht gedacht war, hatten wir uns mit diesem Reiseziel auch nicht wirklich intensiv beschäftigt. Das Hotel hatten wir eben auch nur gebucht, weil dort unsere Tour starten sollte und die hoteleigene Webseite ließ auch alles ein bisschen schöner erscheinen - immerhin wurden dort der Pool, das Fitnesstudio und der Billardraum angespriesen. Wir hatten ja Zeit und schauten Mal nach Rezensionen anderer Gäste im Netz bei Tripadvisor.

Hier unsere Lieblingszitate: (Gesamtbewertung 2,5 von 5 Sternen)

"Schlechteste Hotelerfahrung - JEMALS"
"Würde es nicht meinem schlimmsten Feind empfehlen"
"Sie haben uns um 4.00Uhr morgens auf der Straße verrotten lassen"
"Geh auf keinen Fall dahin!!!"

Viele der Gäste beklagen sich halt über das unfreundliche Personal, darüber, dass Reservierungen verloren gegangen seien oder überr den Zustand des Hotels. Manche mussten das Personal extra bezahlen, um reingelassen zu werden und auf Toilette zu gehen, andere wurden erst gar nicht reingelassen und mussten auf der Straße schlafen.

Haben wir gelacht als wir diese bedauerlichen Schicksale gelesen haben und wir fühlten uns besser, da wir es noch ganz gut erwischt hatten. Unser Zimmer war okay, wir kamen morgens rein und haben auch nur für eine Nacht bezahlt - es hätte also durchaus schlimmer kommen können.

Tag 1: Auf in den Dschungel

Wir wurden morgens vom Hotel abgeholt und mit dem Bus ging es 2 Stunden in Richtung Fluss. Dieser führte uns dann tief hinein in den Cuyabeno Nationalpark, welcher Teil des riesengroßen Amazonas ist.


Der graue Punkt ist unser Ziel.

Auf geht's!
Straßen gibt es natürlich keine mehr, da alles aus Lagunen, Sümpfen und überfluteten Wald besteht. Auf dem Weg gab es bereits die ersten Tiere zu sehen und so brauchten wir 3 Stunden hier hin:

Wir hatten das Turmzimmer in 4. Stock.
Sicheres Schlafgemach.













Tag 2: Überlebenstraining

Mit Gummistiefeln bewaffnet ging es für unsere Gruppe in den Dschungel wandern. Wir hatten ja mittlerweile schon viele Guides, aber David ist eine Klasse für sich. Nicht nur, dass er als studierter Biologe alle Tiere und dessen Verhalten kennt, er könnte auch als Abenteurer eine Tierdoku moderieren oder sich alleine durch den Dschungel schlagen. Die Suche nach den Tieren wurde fast zur Nebensache, wir lernten wo man Wasser findet, welche Pflanzen man essen könnte, schwangen an Lianen, probierten Ameisen (diese schmecken nach Zitrone, weil sie an einer Pflanze leben, die Zitronensäure enthält), erfuhren wozu man Termiten gut gebrauchen kann (guter Fischköder & Mückenschutzmittel), erhielten eine Demonstration wie man Wunden mit Armee-Ameisen "klammert" und navigierten durch den Sumpf.

Tarzan.
Jane.
























Vor dem Abendessen ging es zur Lagune baden und die Farben des Sonnenuntergangs bewundern.


Tag 3: Besuch der Siona

Insgesamt noch 5 indegene Stämme leben in diesem Gebiet und wir besuchten eines der Siona-Dörfer. Die Verhältnisse sind entsprechend recht einfach und jeder baut in seinem Garten das Wichtigste selber an. Wir wurden zum Brotbacken eingespannt. Da es kein Getreide gibt, mussten wir zuerst Yuca (Maniok) ernten. Dieser lässt sich dann problemlos schälen und mit ein bisschen Kraft zu Brei reiben. Nachdem dieser ordentlich ausgequetscht wurde, kann man das Mehl auf eine heiße Platte streuen und hat kurze Zeit später ein Yucabrot oder eher einen Fladen.

Ernte erledigt.
Zu Brei gerieben.


Olga macht die Fladen lieber selbst.

Mit Chillipaste und Thunfisch bekommt man so einen leckeren Snack.
Für die etwas anderen Gourmets brachte David noch 5 riesige Engerlinge an. In der ein oder anderen Dschungeldokumentation werden diese auch gerne roh verspeist, aber wir spießten sie erst appetitlich auf und grillten sie über Feuer.

Schritt 1: Die Dicksten aussuchen.

Schritt 2: Aufspießen.
Schritt 3: Grillen.
Schritt 4: Schmecken lassen (wie Eier mit Speck)

Gut gestärkt besuchten wir noch den Schamanen bevor es zurück zum Camp ging.
Abends ging es dann zu Fuß in den Dschungel um allerlei Spinnen und weiteres Getier aufzuspüren.

Eine flauschige Tarantel.

Tag 4: Angeln gehen

Die meisten Touristen bleiben nur 4 Tage, aber wir dachten uns so ein extra Tag kann nicht schaden. So zogen wir in kleiner Gruppe mit dem Kanu los und mussten diesmal selber paddeln, da die Flusswege zu unserem Ziel sehr schmal waren.



Nachdem wir unsere Lagune erreicht hatten, bereiteten wir den Köder vor - Putenfleisch. Kaum hatte unser Guide die Angel im Wasser zappelte auch schon der erste Piranha daran. Nach und nach war jeder mal an der Reihe und zog eine der 22 Piranhaarten an Bord. Wir sind uns sicher, alle haben scharfe Zähne. Leider waren unsere Examplare zu klein um für den Kochtopf oder die Bratpfanne zu taugen und so ließen wir sie wieder frei. Schaden nehmen sie keinen dabei, die sind zäh.

Ich hab einen!
Ich auch!

























Tag 5: Abreise und auf nach Quito




Nach einer morgentlichen Bootstour mussten wir leider die Sachen packen und die Rückreise nach Lago Agrio antreten. Um nicht noch eine Nacht in der Stadt verbringen zu müssen, nahmen wir den Bus direkt nach Quito. So kamen wir dann kurz vor 22.00 Uhr, nach knapp 12h Reisezeit geschafft in unserem Hostel an.







Sonnenaufgang.

Fazit:

Wenn man keine Phobien vor Insekten, Spinnen, Schlangen oder Sonstigem Getier hat, dann ist der Amazonas ein lohnenswertes Ziel. Wir haben Käferlarven am Spieß gegessen, hatten Taranteln in der Hand, eine kleine Boa auf dem Arm und Piranhas an der Angel. Obendrein konnten wir viele andere Tiere wie Affen und Vögel fotografieren und abends zum Konzert des Dschungels einschlafen.

Eine noch recht kleine Anakonda.
Der Tiger-Reiher.

Spider(frog)man.



Ein gut getarnter Potoo - Riesentagschläfer
Die haben wir nicht mitgenommen.