Anreise:
Zum letzten Mal verließen wir unser liebgewonnenes Baños, um uns Richtung Dschungel zu begeben. Der Ausgangspunkt für die meisten dieser Abenteuer ist der Ort Lago Agrio, um noch genauer zu sein, das Hotel D'Mario. So bestiegen wir den 19.00 Uhr Bus in Ambato (1h von Baños), über die genaue Ankunftszeit herrschte Uneinigkeit beim Buspersonal, laut Ticketbüro 9h Fahrt, laut Busbegleiteter 5 h - wir ließen uns überraschen. Zum Glück war es dunkel, denn bei der Fahrt sollte mal lieber nicht hinschauen, es ging in rasantem Tempo durch die Kurven bergab, sodass wir fast aus den Sitzen fielen, aber schließlich mussten wir ja die Anden verlassen und uns dem Meeresspiegel nähern. Gegen 3.00 Uhr nachts kamen wir dann am Busbahnhof von Lago Agrio an. Gleich stürmten mehrere Radfahrer (mit so einem großen Gepäckwagen vorne am Fahrrad) auf uns zu. Der Junge, der Hotel D'Mario schrie, bekam unseren Zuschlag und wir nahmen auf dem Hänger platz. Wir hofften es wäre nur ein kurzes Stück, denn wir 2 plus die beiden Rucksäcke kamen uns recht viel vor für unseren vielleicht 15-jährigen Fahrer. Nach gut 20 Minuten, während denen der arme Kerl ganz schön schwitzte, hatten wir es geschafft. Der Vater des Jungen wartete am Hotel schon auf uns und machte sogleich das Hotelpersonal wach. Dieser hochmotivierte Mitarbeiter schlurfte auch sogleich zur Tür, aber machte keine Anstände diese auch zu öffnen. So ging eine Diskussion auf spanisch los - zwischen dem Vater und dem Hotelburschen - dass dieser uns doch reinzulassen solle, ohne Erfolg. Nachdem wir die Fahrt bezahlt hatten und Vater und Sohn verschwunden waren, versuchten wir es nochmal. Der Gedanke daran, den Rest der Nacht vor dem Hotel zu verbringen, war eher ein unangenehmer. So richtig war auch die Sachlage nicht klar, wir hatten schließlich nur Sonntag Nacht reserviert und kamen ja nun schon 3.30 Uhr am Sonntagmorgen an, aber einfach vor dem Hotel zu warten war ja nun auch keine Lösung. Wir erklärten ihm also nochmal alles ganz freundlich und die Tür öffnete sich und wir bekamen ein Zimmer.
Tag 0: Lago Agrio (auch Nueva Loja)
Bis mittags erholten wir uns von der Anreise, bevor wir das erste Mal das Hotel und die Stadt im Tageslicht erblickten. Sagen wir es mal so, beides lud nicht gerade zum Verweilen ein. Das Hotel hätte die ersten Schönheitsreperaturen schon vor 20 Jahren gut vertragen können und war nun an manchen Stellen sicher mehr als baufälllig. Was einen abgesehen von einer Amazonastour in die Stadt treibt wissen wir nicht genau, aber schöne Ecken haben wir keine gefunden.
Da Lago Agrio bereits vorab nur als Boxenstopp für eine Nacht gedacht war, hatten wir uns mit diesem Reiseziel auch nicht wirklich intensiv beschäftigt. Das Hotel hatten wir eben auch nur gebucht, weil dort unsere Tour starten sollte und die hoteleigene Webseite ließ auch alles ein bisschen schöner erscheinen - immerhin wurden dort der Pool, das Fitnesstudio und der Billardraum angespriesen. Wir hatten ja Zeit und schauten Mal nach Rezensionen anderer Gäste im Netz bei Tripadvisor.
Hier unsere Lieblingszitate: (Gesamtbewertung 2,5 von 5 Sternen)
"Schlechteste Hotelerfahrung - JEMALS"
"Würde es nicht meinem schlimmsten Feind empfehlen"
"Sie haben uns um 4.00Uhr morgens auf der Straße verrotten lassen"
"Geh auf keinen Fall dahin!!!"
Viele der Gäste beklagen sich halt über das unfreundliche Personal, darüber, dass Reservierungen verloren gegangen seien oder überr den Zustand des Hotels. Manche mussten das Personal extra bezahlen, um reingelassen zu werden und auf Toilette zu gehen, andere wurden erst gar nicht reingelassen und mussten auf der Straße schlafen.
Haben wir gelacht als wir diese bedauerlichen Schicksale gelesen haben und wir fühlten uns besser, da wir es noch ganz gut erwischt hatten. Unser Zimmer war okay, wir kamen morgens rein und haben auch nur für eine Nacht bezahlt - es hätte also durchaus schlimmer kommen können.
Tag 1: Auf in den Dschungel
Wir wurden morgens vom Hotel abgeholt und mit dem Bus ging es 2 Stunden in Richtung Fluss. Dieser führte uns dann tief hinein in den Cuyabeno Nationalpark, welcher Teil des riesengroßen Amazonas ist.
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Der graue Punkt ist unser Ziel. |
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Auf geht's! |
Straßen gibt es natürlich keine mehr, da alles aus Lagunen, Sümpfen und überfluteten Wald besteht. Auf dem Weg gab es bereits die ersten Tiere zu sehen und so brauchten wir 3 Stunden hier hin:
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Wir hatten das Turmzimmer in 4. Stock. |
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Sicheres Schlafgemach. |
Tag 2: Überlebenstraining
Mit Gummistiefeln bewaffnet ging es für unsere Gruppe in den Dschungel wandern. Wir hatten ja mittlerweile schon viele Guides, aber David ist eine Klasse für sich. Nicht nur, dass er als studierter Biologe alle Tiere und dessen Verhalten kennt, er könnte auch als Abenteurer eine Tierdoku moderieren oder sich alleine durch den Dschungel schlagen. Die Suche nach den Tieren wurde fast zur Nebensache, wir lernten wo man Wasser findet, welche Pflanzen man essen könnte, schwangen an Lianen, probierten Ameisen (diese schmecken nach Zitrone, weil sie an einer Pflanze leben, die Zitronensäure enthält), erfuhren wozu man Termiten gut gebrauchen kann (guter Fischköder & Mückenschutzmittel), erhielten eine Demonstration wie man Wunden mit Armee-Ameisen "klammert" und navigierten durch den Sumpf.
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Tarzan. |
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Jane. |
Vor dem Abendessen ging es zur Lagune baden und die Farben des Sonnenuntergangs bewundern.
Tag 3: Besuch der Siona
Insgesamt noch 5 indegene Stämme leben in diesem Gebiet und wir besuchten eines der Siona-Dörfer. Die Verhältnisse sind entsprechend recht einfach und jeder baut in seinem Garten das Wichtigste selber an. Wir wurden zum Brotbacken eingespannt. Da es kein Getreide gibt, mussten wir zuerst Yuca (Maniok) ernten. Dieser lässt sich dann problemlos schälen und mit ein bisschen Kraft zu Brei reiben. Nachdem dieser ordentlich ausgequetscht wurde, kann man das Mehl auf eine heiße Platte streuen und hat kurze Zeit später ein Yucabrot oder eher einen Fladen.
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Ernte erledigt. |
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Zu Brei gerieben. |
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Olga macht die Fladen lieber selbst. |
Mit Chillipaste und Thunfisch bekommt man so einen leckeren Snack.
Für die etwas anderen Gourmets brachte David noch 5 riesige Engerlinge an. In der ein oder anderen Dschungeldokumentation werden diese auch gerne roh verspeist, aber wir spießten sie erst appetitlich auf und grillten sie über Feuer.
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Schritt 1: Die Dicksten aussuchen. |
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Schritt 2: Aufspießen. |
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Schritt 3: Grillen. |
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Schritt 4: Schmecken lassen (wie Eier mit Speck) |
Gut gestärkt besuchten wir noch den Schamanen bevor es zurück zum Camp ging.
Abends ging es dann zu Fuß in den Dschungel um allerlei Spinnen und weiteres Getier aufzuspüren.
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Eine flauschige Tarantel. |
Tag 4: Angeln gehen
Die meisten Touristen bleiben nur 4 Tage, aber wir dachten uns so ein extra Tag kann nicht schaden. So zogen wir in kleiner Gruppe mit dem Kanu los und mussten diesmal selber paddeln, da die Flusswege zu unserem Ziel sehr schmal waren.
Nachdem wir unsere Lagune erreicht hatten, bereiteten wir den Köder vor - Putenfleisch. Kaum hatte unser Guide die Angel im Wasser zappelte auch schon der erste Piranha daran. Nach und nach war jeder mal an der Reihe und zog eine der 22 Piranhaarten an Bord. Wir sind uns sicher, alle haben scharfe Zähne. Leider waren unsere Examplare zu klein um für den Kochtopf oder die Bratpfanne zu taugen und so ließen wir sie wieder frei. Schaden nehmen sie keinen dabei, die sind zäh.
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Ich hab einen! |
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Ich auch! |
Tag 5: Abreise und auf nach Quito
Nach einer morgentlichen Bootstour mussten wir leider die Sachen packen und die Rückreise nach Lago Agrio antreten. Um nicht noch eine Nacht in der Stadt verbringen zu müssen, nahmen wir den Bus direkt nach Quito. So kamen wir dann kurz vor 22.00 Uhr, nach knapp 12h Reisezeit geschafft in unserem Hostel an.
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Sonnenaufgang. |
Fazit:
Wenn man keine Phobien vor Insekten, Spinnen, Schlangen oder Sonstigem Getier hat, dann ist der Amazonas ein lohnenswertes Ziel. Wir haben Käferlarven am Spieß gegessen, hatten Taranteln in der Hand, eine kleine Boa auf dem Arm und Piranhas an der Angel. Obendrein konnten wir viele andere Tiere wie Affen und Vögel fotografieren und abends zum Konzert des Dschungels einschlafen.
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Eine noch recht kleine Anakonda. |
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Der Tiger-Reiher. |
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Spider(frog)man. |
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Ein gut getarnter Potoo - Riesentagschläfer |
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Die haben wir nicht mitgenommen. |