Freitag, 25. November 2016

Unser Weg in die Antarktis in Zahlen


  • In etwas mehr als 6 Monaten haben wir eine Strecke von 7276km (Luftlinie von San José bis Ushuaia) zurückgelegt und rund weitere 900km durch die Drake Passage von Ushuaia bis zur Antarktis
  • 9 verschiedene Länder haben wir besucht/durchquert
  • 13 mal haben wir eine Landesgrenze überschritten                (1 Seeweg, 4 Luftweg, 8 Landweg)
  • Knapp 600h haben wir dabei in Bussen (376h), Booten (150h), Flugzeugen (34h, 6 Flüge), Mietautos (30h) und Zügen (8h) verbracht - das sind rund 25 volle Tage nur für den Transport
  • Längste Busfahrt: 25h von Rio de Janeiro nach Foz do Iguaçu
  • Mehrere hundert Kilometer sind wir durch mindestens 23 Nationalparks und etliche weitere Naturschutzgebiete gewandert
  • Insgesamt 10 Guides haben uns auf unseren Mehrtagestouren begleitet
  • Hunderte verschiedene Tierarten haben wir hautnah gesehen
  • An 55 verschiedenen Orten haben wir übernachtet und dabei in knapp 70 verschiedenen Betten geschlafen
  • Auf 8 Nachtbusfahrten haben wir es gebracht - einige sehr unbequeme
  • Mehr als 9000 Fotos haben wir geschossen
  • 46 Posts haben wir hier gebloggt und dafür unzählige Stunden Fotos hochgeladen, Text geschrieben und Korrektur gelesen
  • 5 Gegenstände haben wir verloren (4 Karo, 1 Nico)
  • 25 Bücher haben wir gelesen (16 Karo, 9 Nico)
  • 3 mal waren wir im Kino
  • Mehr als 20 mal haben wir unsere Sachen zum Waschen abgegeben
  • Gefühte 74 mal gab es Spaghetti mit Tomatensoße zum Mittag oder Abendessen ☺
Für den Bericht über die Antarktis einfach unten weiterlesen.

Wir wandern nun erstmal wieder durch Chile. 
Bis bald,
Karo & Nico

Antarctica - 11 Tage unterwegs durchs ewige Eis

"Männer gesucht für gefährliche Reise bei schneidender Kälte, lang währender Dunkelheit, ständiger Gefahr und kleinem Gehalt. Rückkehr ungewiss. Ruhm und Ehre im Erfolgsfall". Mit dieser Stellenausschreibung heuerte Sir Ernest Shackleton (Entdecker & Seefahrer) im Jahr 1907 Männer für seine erste eigene Antarktisexpedition (Ziel der Südpol) an. Ganz ehrlich, wir hätten uns darauf sicher nicht gemeldet.
Bereits die alten Griechen vermuteten einen kalten Kontinent tief im Süden und tauften das Gebiet Tierra Australis Incognita. Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts brachen Seefahrer zu immer tollkühneren Reisen auf, in der Hoffnung, wertvolle Gebiete zu entdecken. Zum ersten Mal wurde das ewige Eis wohl im Jahr 1820 endeckt, die meisten schreiben es Fabian von Bellinghausen zu. Heute ist eine Reise in die Antarktis dank Radar, GPS und modernen Schiffen wesentlich sicherer als zu Zeiten Schackletons. Die Tage sind sehr lang, da momentan Frühlingszeit ist und bieten knapp 20h Tageslicht. Kalt ist es aber dennoch, doch das wird es auch zu Hause im Winter. Ein Erfolg ist die Reise für uns aber in jedem Fall.

Das Schiff, die M/V Ushuaia:
Verließ 1970 die Werft in den USA und ist daher schon lange unterwegs. Allerdings war sie anfangs kein Kreuzfahrtschiff, sondern beherbergte Forscher auf ihren Expeditionen. Erst später wurde sie umgebaut und heute haben 88 Passagiere und etwas mehr als 40 Crewmitglieder Platz auf ihr. Sie gehört damit zu den kleinsten Schiffen in diesen Gewässern. Nachteil ist, dass sie etwas langsamer ist und mehr in den Wellen schwankt. Dafür ist sie aber auch wesentlich wendiger, was wichtig ist, um durchs Eis zu manövrieren. Außerdem ist die Antarktis geschützt und kleine Schiffe haben an viel mehr Orten eine Landeerlaubnis als Große.

Da steht sie noch im Hafen - Zeit in den sonnigen Süden abzulegen.
Unsere Kabine:
Die ersten Worte an Bord waren: "Wir haben ein Upgrade für Sie". Wir hatten natürlich die günstigste Kabine gebucht, also mit Doppelstockbett und geteilten Bad, aber tauschten diese gerne gegen ein Zweibettzimmer mit eigenem Bad. Das bisschen mehr an Platz wussten wir ebenfalls zu schätzen und konnten so mal wieder unsere Sachen ordentlich verstauen.

Die Verpflegung an Bord:
Bisher hatten wir es immer nur in Erzählungen gehört, nun konnten wir uns selbst überzeugen. Ja, man wird gemästet. Frühstücksbuffet, sowie 3 Gänge mittags und abends reichen ja eigentlich schon aus, aber eine Kaffee- und Kuchenpause am Nachmittag gibt es dennoch. Für uns nach 6 Monaten alles wie im Schlaraffenland.


Ein paar Fakten zur Antarktis vorweg:

  • Alles südlich des 60. Breitengrades ist geschützt. Damit ist die Antarktis der größte Nationalpark/das größte Naturschutzgebiet der Welt.
  • Insgesamt 7 Länder beanspruchen Teile der Antarktis, ein paar mehr haben noch das Recht auf Beanspruchung, aber bisher wird alles gemeinschaftlich verwaltet und reguliert. So wie etwa die vielen Forschungsstationen.
  • Es ist der trockenste Kontinent. An den Polen fällt nur ein Drittel des Niederschlags der Sahara. 
  • Große Teile der Landmasse des Kontinents wurden durch die Eismassen unter Höhe des Meeresspiegels gedrückt, aber gleichzeitig machen die bis zu 5000m dicken Eisschichten die Antarktis zum durchschnittlich höchsten Kontinient.
  • Der kälteste ist es auf jeden Fall auch, die japanische Station verzeichnete -93º Celsius. Absoluter Rekord!
  • Catabatische Winde machen die Antartis zu allem Überfluss auch noch zum windigsten aller Kontinente.

Unser Programm:

13.11: 16.00 Uhr ging es aufs Schiff, um die Kabinen zu beziehen, bevor wir 18 Uhr ablegten und durch den Beagle Kanal in Richtung Drake Passage fuhren.

14.11: Den ganzen Tag auf See. Knapp 900 km ist die Drake Passage breit und berüchtigt für ihren starken Seegang und die hohen Wellen. Wir hatten Glück und eine ruhige See, ein paar Gänge des Menus musste Nico dennoch wieder auslassen, trotz Reisetabletten. Unser allgemeines Befinden war jedoch im grünem Breich und kein Vergleich zum Segeln.

15.11: Morgens noch auf hoher See, hieß es gegen 17 Uhr "Land in Sicht!". Ein paar Inseln waren zu sehen - die Süd-Shetlandinseln. Unsere ersten Fotos machten wir von der Insel Livingston und deren 1700m hohen Berg namens Mt. Friesland. Kurze Zeit später begrüßten uns die ersten Buckelwale mit ihren Fontänen in der Ferne, als wir gerade beim Kapitän auf der Brücke Ausschau hielten.


16.11: Wir betreten den Antarktischen Kontinent, mit eigenen Füßen steigen wir auf das felsenfeste Eis und arbeiten uns einen Berg hinauf, wo wir eine ganze Kolonie von Kehlstreifpinguinen beobachten können (Orne Bay).



Davor sausten wir schon auf den Schlauchbooten (Zodiacs) durch das Eismeer. Bei klarem Himmel und Sonnenschein nur eine mittelmäßig kalte Angelegenheit.



Abends wollten wir bei der argentinischen Forschungsstation in Paradise Bay an Land gehen, aber der Landzugang war durch Eis blockiert. So machten wir eine weitere Zodiac-Tour durchs Eis und beobachten Robben und Felsenpinguine.


Mittlerweile war der Himmel bedeckt und die Füße nach einer Stunde kurz vorm Erstarren.

Leben an Bord:

Es ist familiär, nach ein paar Tagen und etlichen Mahlzeiten, an denen wir fast jedes Mal an einem anderen Tisch saßen, kennt man sich schon ein bisschen. Die Crew ist klein, eingespielt, locker und für jeden Spaß zu haben. Während der langen Überfahrt gab es Vorträge zur Antarktis und die Biologen an Bord gaben uns Infos zur Tierwelt. Morgens ertönte durch die Lautsprecheranlage des Schiffs erst Musik und danach der Weckruf - meist zwischen 7 und 7.30 Uhr, je nach dem wie gut das Wetter war und wo wir uns gerade befanden. Wenn man dann so mit dem Schiff unterwegs ist und eine Durchsage kommt, dass beispielsweise ein paar Orcas auf uns zusteuern, stürmen alle raus.

Alle guten Plätze für Fotos sind da schnell belegt.
Das ganze Programm war flexibel, wir hatten zwar einen Plan, aber wenn wir einen Landgang nicht machen konnten oder wir an einer Stelle nicht weiter durchs Eis hindurch kamen, ließ sich unser Expeditionsleiter Agustin stets rasch etwas Neues einfallen. Außerdem konnte man auch jederzeit auf die Brücke gehen und von dort die Landschaft bewundern.

Agustin (Expeditionsleiter) & Lida beim Vortrag.
Wetter:

Wir waren das zweite Schiff in der noch jungen Saison, viel Sonnenschein wäre für uns gewöhnlich nicht zu erwarten gewesen. Zum Glück hielt sich das Wetter nicht daran. Sonnenschein war fast unser ständiger Begleiter. Die Temperaturen waren um die Null Grad und in der Sonne konnte man es gut aushalten. Frischte der Wind aber auf, wurden die Finger schnell kalt und wir freuten uns wieder auf die warme Kabine.


17.11: Wir fuhren zurück durch die Gerlache Straße, die wir auch auf dem Hinweg entlang gekommen waren, weil uns der weitere Weg in den Süden versperrt wurde. Einen Eisbrecher haben wir dann doch nicht.
Bei traumhaften Wetter brachen wir wieder mit den Schlauchbooten auf, um Cierva Cove mit der "Primavera"- Forschungsstation der Argentinier zu erkunden, denn anlanden darf man dort nicht.



Wir beobachteten ein paar Pinguine, die ins Wasser sprangen und kurz darauf wie wild den Weg zurück an Land suchten. Der Grund: ein Seeleopard auf der Jagd. Einen hat er sich aber dennoch geschnappt und versuchte ihn daraufhin kopfüber zu ertränken, während er den Pinguin fest im Maul hielt. Grausam, aber irgendwie auch faszinierend.

Ein kleiner Snack für Zwischendurch.
Zurück an Bord kitzelte uns der Geruch von Holzkohle in der Nase, denn der Grill lief auf Hochtouren - Pinguin gab es aber nicht. Am Nachmittag betraten wir das zweite Mal Land. Die kleine Insel Trinity mit dem Mikkelsen Harbour ist Nistplatz für etliche Eselspinguine, so konnten wir diese beim Nestbau und ihren ersten Annäherungsversuchen beobachten. Dabei sucht das Männchen eifrig Steine und legt sie seiner Auserwählten zu Füßen, als Zeichen, das Nest gemeinsam zu bauen - schon putzig, diese Tiere.




Abends wurden wir wieder über unser nächstes Ziel informiert, aber eigentlich galt die Aufmerksamkeit dem Sonnenuntergang. Wem kann man das verübeln?


18.11: Morgens waren wir planmäßig unterwegs in Richtung Antarctic Sound, einer Passage zur Weddell-See. Links und rechts vom Boot ragten schon die ersten gigantischen Tafeleisberge aus dem Wasser, schwimmende Festungen aus Eis. Unser Schiff ist 84m lang und knapp 25m hoch, im Vergleich zu diesen Giganten nicht mehr als eine Nussschale.



Teilweise 40m erhebt sich die Wand aus Eis über dem Meeresspiegel und die Blöcke sind meist mehrere hundert Meter lang und breit (Zur Info: Tafeleis sind große Stücke, welche vom Schelfeis abbrechen. Das Schelfeisgebiet der Weddell See, also der Gletscher, welcher sich vom Land ins Meer erstreckt, ist größer als Deutschland). Die Bedingungen waren rauh, doch wollten wir noch vor dem Mittag einen Landgang versuchen. Da aber die Landezone zu klein war, ging es dann mit den Schlauchbooten zwischen den Adélie Pinguinen entlang.

Da kommen schon ein paar Tausend zusammen.
Wieder lauerte ein Seeleopard auf Beute, doch ging diesmal leer aus. Als wir nach dem Mittag gemütlich in unserer Kabine lagen, kam die Durchsage, dass eine große Gruppe Orcas direkt voraus gesichtet wurde. Man konnte die Türen der anderen Kabinen hören und alles stürmte an Deck.

Minkwale auf Futtersuche.
Als die Wale (tatsächlich waren es Minkwale und nur ein Orca) langsam in der Ferne verschwanden und wir wieder einen riesigen Tafeleisberg keine 50m von uns passierten, fiel Karo auf, dass sich das Eis von der Kante löste. Plötzlich brach die gesamte Kante ab, rauschte ins Wasser und schickte eine dicke Welle in Richtung Schiff.

Fahrt durch das Packeis.
Abends konnten wir dann in Brown Bluff unsere Beine auf festen Boden setzen und Unmengen von Pinguinen (Adélie und Eselspinguine) beim Nisten beobachten.

Da liegen sie schon in ihren steineren Nestern.
19.11: Unser Kurs brachte uns zur argentinischen Forschungsstation "Esperanza". Diese ist das ganze Jahr über besetzt und so wurden wir zu einem Rundgang empfangen. Knapp 50 Menschen haben dort fast 365 Tage zusammen verbracht und werden bald abgelöst. Sogar eine Schule für die Kinder der insgesamt 7 Familien gibt es. Hitzefrei ist dort allerdings auch im Sommer nie ;-)

Forschungsstation in der Hope Bay gelegen.
Im Gegensatz zu den hochmodernen und gerne auch futuristischen Stationen der europäischen Länder, erscheinen die Hütten aus den 1950er Jahren ein wenig überholt.
Bei strahlend blauem Himmel und viel Sonne lagen die Steaks bei unserer Rückkehr bereits auf dem Grill und wir hatten ein fleischreiches Mittagessen.

Antarktisches BBQ.
Nachmittags manövrierten wir durchs Eis, denn wir waren bereits auf unserer Rückreise in Richtung der Süd-Shettlandinseln.

Eine schwimmende Pinguinkolonie.
20.11: Agustins Weckruf kam gegen 6.30 Uhr, da wir gerade auf Deception Island Kurs nahmen. Bei dieser Insel weiß man gar nicht, wo man zuerst anfangen soll. Kreisförmig ragen die Felsen der Insel aus dem Wasser. Nur an einer 500m breiten Stelle ist der Felsring durchbrochen und dort kann man ins Innere hineinfahren. In Wirklichkeit gelangt man so in den vollgelaufenen Krater eines riesigen, untergegangenen Vulkanes, von dem eben nur noch der oberste Teil aus dem Wasser schaut. Im Anschluss ans Frühstück betraten wir dann den schwarzen Strand von Telefon Bay und wanderten zu einem durch Vulkanstaub dunkel gefärbten Gletscher.

Der wohl einzige schwarze Gletscher der Welt.
Von dort aus war es nur eine kurze Fahrt weiter zur Pendulum Bay. Hier sorgt ein besonderes Phänomen dafür, dass sich das Wasser am Strand "erhitzt". Mal ist es mehr oder eben weniger warm. Wer verrückt genug ist, hat aber dort die Chance in der Antarktis zu baden. Wie gesagt, nur die 20cm am Strand werden warm, danach stößt man auf -1º kaltes Wasser. Wer ist bitteschön so verrückt?
Schnell wieder raus - das hatten wir uns nicht gut überlegt ☺
Ja, es war verdammt kalt im Wasser, sich aber danach bei rund 0º Außentemperatur und Wind wieder anzuziehen, während man mit den Füßen auf dem fast gefrorenen Boden stand, war auch noch kälter. Ein Spaß für uns und knapp 15 andere Polar-Schwimmer war es allemal und wer kann schon von sich behaupten, in der Antarktis im Meer gebadet zu haben?
Nachdem sich alle an Bord wieder aufgewärmt hatten, nahmen wir Kurs auf unseren letzten Stopp auf der Reise - die kleine Insel Halfmoon. Neben fleißigen Pinguinen lag auch ein dicker See-Elefant am Strand, welchen wir vorher noch nicht zu Gesicht bekommen hatten. Wir, sowie alle anderen, genossen nochmals die letzten Stunden in der Antarktis und die einmalige Kulisse und nahmen Abschieb von den Pinguinen.


Nach dem Abendessen mussten wir die ruhigen Gewässer verlassen und steuerten auf die Drake Passage zu.

Gesichtete Tiere:

  • Pinguine (Esels-, Kehlstreif-, Felsen- und Adéliepinguine)
  • Krabbenfresserrobben, Weddell-Robben, See-Elefant, Seeleopard
  • Minkwale, Orcas, Buckelwale
  • jede Menge Seevögel (v.a. Kormorane, Möwen und Albatrosse)

Krabbenfresserrobbe.
Adélie (Am Augenring erkennbar)
Kehlstreifpinguin.
Schwanzflosse eines Buckelwals beim Abtauchen.

Unsere Kameraden an Bord:

Es war wirklich eine positive Überraschung für uns. Vorgestellt hatten wir uns eine Horde Rentner, die jeden Tag in ihren schicken Abendoutfits dinieren würden. Stattdessen sahen alle aus wie wir auch, Funktionshosen und Fleecepullover waren an der Tagesordnung, beim Abendessen wurde auch gerne die Jogginghose getragen. Der Altersdurchschnitt war recht hoch, aber es gab auch Leute in unserem Alter. Beherrscht wurde das Boot von knapp 20 US-Amerikanern, danach kamen eine Menge Australier (führend im Konsum alkoholischer Getränke) und immerhin insgesamt 9 Deutsche.  Ansonsten waren die 88 Passagiere bunt gemischt und jeder hat sich bestens verstanden.
Alle an Bord waren fast gleich verrückt aufs Reisen, so war
für viele unserer Mitreisenden die Antarktis der letzte noch "offene" Kontinent und die meisten von ihnen sind vor 20 oder 30 Jahren schon Backpacker gewesen. Für uns war es interessant zu hören, wie das Reisen im "vorinternetlichen Zeitalter" funktioniert hat und wo diese viel herumgekommenen Leute schon alles waren. Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass bei den nächsten Urlaubszielen Kamtschatka genannt wurde und keiner komisch guckte.
Die gesamte Stimmung war ausgelassen und freundlich, dank Agustin gab es auch immer eine Menge zu lachen. Es ist wohl doch ein Vorteil, auf einem kleinen Schiff unterwegs zu sein.

21.11: Keine Ausflüge mehr an Land oder mit den Schlauchbooten. Die Drake Passage musste wieder durchquert werden. Nun gab es wieder Vorträge und Filme.

22.11: Es wurde kurzzeitig ein wenig melancholisch an Bord. Nun, dem Festland wieder so nah, wurde allen bewusst, dass das Abenteuer vorbei ist. Gummistiefel und Rettungswesten mussten wieder abgegeben werden. Als wir dann allerdings in Gruppen zum antarktischen Quiz antreten mussten, Urkunden vergeben wurden und die DVD zu unserer Reise gezeigt wurde, waren alle wieder heiter bis fröhlich. Das festliche Abendessen stellte dann den fließenden Übergang zu einer ausgelassenen Feier sicher.
Mit späterer Stunde verwandelte sich das Schiff in ein Partyboot und die Reise wurde gebührend gefeiert, während wir sicher vor Anker im Beagle Kanal lagen.

23.11: Die letzten Meter in den Hafen waren schnell geschafft und so trennten sich schon nach dem Frühstück die Wege. Für viele war es das Ende ihres Urlaubes, andere zogen weiter. Wohin wir auch blickten, sah man nur lächelnde Gesichter, jeder war glücklich Teil dieser großartigen Reise gewesen zu sein.

Fazit:
Jeder einzelne Aspekt unserer Reise war am Ende noch besser, als wir ihn uns vorgestellt hatten. Angefangen bei der Überraschung bezüglich unserer Kabine bis hin zum Essen, das abwechslungsreich und lecker war. Obendrauf das Wetter, welches uns mit Sonne und "Wärme" verwöhnte. Wir haben in dieser wirklich einmaligen, fantastischen, unberührten Landschaft Tiere im Überfluss gesehen und das nicht nur in der Ferne. Wirklich einmalig hat die Reise aber unsere Gruppe und das Expeditionsteam gemacht. Jeder war motiviert, interessiert, aufgeschlossen und für jeden Spaß zu haben. Wir glauben, das jeder an Bord diese Expedition voll und ganz genossen hat und nie vergessen wird.

Also dann, ihr Landratten! Arrrggh!

Karo & Nico

Sonntag, 13. November 2016

Feuerland & das Ende der Welt

Es ist vollbracht!
Nach etwas mehr als 6 Monaten oder 188 Tagen haben wir Ushuaia, die Stadt am Ende der Welt, erreicht.
Wir koennen es beweisen, denn wir haben es in unseren Reisepaessen verewigen lassen.

Die suedlichste Poststelle der Welt.




Die letzten Kilometer haben sich nochmal ganz schoen in die Laenge gezogen. Insgesamt zwei volle Tage mussten wir dafuer im Bus sitzen, bevor wir am 11.11.2016 gegen 23 Uhr in Ushuaia ankamen. Die Stadt ist mit ihren 60.000 Einwohner viel groesser als wir es erwartet haetten und es wimmelt hier nur so vor Touristen. Entweder sie starten ihren Trip hier, beenden ihn oder gehen eben auf Kreuzfahrt.
Unser Schiff liegt schon im Hafen und in ein paar Stunden betreten wir es dann, voller Erwartungen an das ewige Eis und gluecklich darueber, es ohne Probleme hierhin geschafft zu haben.

Wie es nun so weit suedlich aussieht, kann man sich am besten im "Parque Nacional Tierra del Fuego" ansehen. Hier, umgeben von den weissen Gipfeln der Berge, trifft das blaue Meer auf den gruenen Wald.


Die Bluete des Feuerbusches.
Wir wurden mit traumhaftem Wetter gesegnet und konnten so diese Kulisse voll und ganz geniessen (es war auch schoen mal wieder die Beine bewegen zu koennen). Am besten kann man sich die Landschaft aber sicher per Boot ansehen, wie es die ersten Entdecker getan haben, welche auch diesem Landesteil seinen Namen gaben: "Fernando Magellan war mit seinen Mannen auf der ersten Weltumsegelung lange Zeit die patagonische (argentinische) Küste entlanggesegelt, bis sie endlich ganz im Süden die Wasserstraße zum Pazifik fanden (1520).Während sie den zerklüfteten und labyrinthartigen Durchweg durchschifften, sahen sie an Land immer wieder Lagerfeuer. Kontakt zu den dort lebenden Indianern wurde aber offenbar nicht aufgenommen. Aber das Inselgebiet erhielt seinen Namen: Feuerland." (Quelle)

Wir melden uns um den 23.11 zurueck, wenn wir wieder an Land gehen.
Bis dahin haltet die Ohren steif ;-)
Karo & Nico

Der erste Pinguin.

Donnerstag, 10. November 2016

El Chaltén - Am Fuße des Fitz Roy

Wenn man hier so durch die Straßen geht, bietet sich einem ein recht komisches Bild - als wäre man in einem Musikvideo aus den 90er Jahren gelandet. Alle um eine herum tragen knallbunte Klamotten und die meisten Frauen haben hautenge Leggings an (irgendwie scheinen Wanderleggings momemtan beliebt zu sein). Wenn man genauer hinschaut erkennt man aber die vollbepackten Rucksäcke und man realisiert, dass sich hier die gut ausgerüstete GoreTex-Gemeinde zum Wandern trifft. Turnschuhe und Jeans trägt kaum einer, aus gutem Grund, denn das Wetter verlangt einem alles ab. Heftiger Wind ist in dieser kargen Landschaft ein ständiger Begleiter. Die Böen sind so stark, dass man sich ihnen schon mal entgegen lehnen muss. Ist man zudem im Schatten, kommen einem die 10º wie 2º vor, kommt auch noch der Regen dazu, ist man froh eine wasserdichte Kapuze überziehen zu können. Ist es mal windstill und die Sonne zeigt sich, möchte man jedoch am liebsten 3 seiner mindestens 4 Bekleidungsschichten ablegen. Der Wechsel von einem Extrem zum Anderen ist dabei entweder fließend oder auch plötzlich möglich. Kurzum, man sollte gut ausgerüstet sein.
El Chaltén ist nicht viel älter als wir zwei. Erst seit 1985 gibt es dieses Dorf, 3h von El Calafate entfernt, als nördlichen Zugangspunkt zum Parque Nacional Los Glaciares.

Der Name stammt aus der Sprache der Ureinwohner dieser Region und bedeutet "Rauchender Berg". Damit bezogen sie sich ausnahmsweise auf keinen Vulkan, sondern auf den knapp 3400m hohen Berggipfel, der über der Stadt trohnt.
Der seltene perfekte Blick. Fitz Roy rechts und Cerro Torre links.
Dieser ist aber meist in ein Gewand aus Wolken gekleidet (zumindest in der jetzigen Jahreszeit) und zeigt sich, ein wenig scheu eben, nur selten in voller Pracht. Der Berg wurde allerdings zu Ehren des Entdeckers & Seefahrers Robert FitzRoy (Auch Kapitän von Darwins Schiff) in "Fitz Roy" umbenannt und so bekam das Dorf den Namen. Es ist die selbsternannte Hauptstadt des Wanderns (Trekking Capital) und bietet für Wanderer, Bergsteiger und Kletterer beste Bedingungen und einige Herausforderungen. Der Gipfel des Cerro Torre wurde erst 1974 das erste Mal erreicht, also nachdem schon Menschen auf dem Mond waren.Die meisten Wege führen einen mehr oder weniger zum Fitz Roy, aber auch rundherum gibt es genug Berggipfel zu bewundern. Wir sind in 5 Tagen ein bisschen mehr als 80km abgewandert (1 Ruhetag) und dabei durch grüne Täler gekommen, an Gletschern vorbei gelaufen, zu Lagunen empor gestiegen und haben phantastische Ausblicke von etlichen Aussichtspunkten aus genossen.

1. Weg zur Laguna Torre (Gletscher am Cerro Torre)


Vorbei am milchigen Gletscherflüssen..
..teils steile Hänge bergauf..
..hin zur Lagune, leider ohne Cerro Torre im Hintergrund.
Pausen immer nur gut Wind geschützt.

2. Laguna de los Tres (Am Fuße des Fitz Roy)


Morgens im Schnee geht es los..
..an Gletschereis vorbei..
..hinauf zur Lagune und schließlich..
..zurück ins Dorf.

3. Pligue Tumbado (Aussicht auf Fitz Roy und Cerro Torre)

Aufstieg zum Aussichtspunkt.
Freudensprünge am Ziel.
Relaxed den Ausblick auf den Fitz Roy genießen.

Man könnte im Park auch Zelten, aber wir bevorzugten es abends in eine warme Hütte zurückzukehren und nicht morgens inmitten von Neuschnee aufzuwachen. Wir haben somit einen guten Teil gesehen und, dank des guten Wetters, die Highlights mitgenommen, aber man könnte hier auch noch mehr Zeit verbringen. Ein bisschen mehr Potenzial hat die Stadt noch, an Bargeld kommt man hier zum Beispiel nicht, der Supermarkt ist sehr traurig, selbst an einem Dienstag, nachdem frische Ware geliefert wurde und die meisten Häuser befinden sich noch im Bau oder werden gerade vergrößert. In ein paar Jahren sieht es hier sicherlich schon ganz anders aus.
Vielleicht kommen wir dann nochmal wieder. Nun müssen wir aber weiter - ans Ende der Welt!

Liebe Grüße,
Karo & Nico