Sonntag, 10. Juli 2016

Auf der Suche nach der "Verlorenen Stadt"

Von Cartagena sind wir recht komfortabel in 5 Stunden mit dem Bus nach Santa Marta gelangt. Diese Stadt wäre wohl keine Reise wert, wenn es nicht den Tayrona Nationalpark in unmittelbarer Nähe gäbe. Neben Stränden beherbergt der Park die Überreste der "Ciudad Perdida" (spanisch für "Verlorene Stadt"). Um dorthin zu gelangen, muss man sich auf eine mindestens 4 Tage lange, schweißtreibende Wanderung durch den Dschungel begeben - genau das richtige für uns!

Ein Katzensprung: Cartagena - Santa Marta

Tag 1: Aufbruch

9:00 Treffen am Sammelpunkt in der Innenstadt von Santa Marta. In einem großen Jeep ging es in Richtung des Ausgangsorts - Machete. Woher dieser schöne Name stammt, erkläre ich später. Gegen 13 Uhr begann unser Fußmarsch in Richtung des ersten von insgesamt 3 Camps auf dem Weg zur Ciudad Perdida.
Die Luftfeuchte war hoch, die Sonne brannte und es wartete ein Weg voller Aufs und Abs auf uns - flach kann ja jeder ;-) Der erste Fluss war nicht weit und so konnten wir uns noch einmal erfrischen. Der kühlende Effekt war allerdings nicht von langer Dauer, denn danach ging es aufwärts. Nach einer Stunde waren wir kurz vorm "Gipfel" und Schwitzen bekam eine neue Bedeutung. Wie die Kannibalen fiel unsere Gruppe über die Melonen am Rastplatz her.
Unsere Gruppe bestand aus einem weiteren deutschen Paar, 5 Engländerinnen und einem Kanadier, angeführt wurde sie von unserem Guide John.
Der Rest des Weges führte über Stock und Stein durch wunderschöne Landschaft bis wir schließlich das erste Camp gegen 17 Uhr erreichten. Am Fluss gelegen bot sich so nochmals die Gelegenheit sich abzukühlen bevor das Abendessen serviert wurde.
Die Camps werden von einheimischen Familen geführt und sind aufs Nötigste beschränkt, aber mehr als eine Matratze mit Moskitonetz und eine Dusche brauchten wir auch nicht.
Nach kurzer Besprechung des nächsten Tages ging sehr zeitig Schlafen, worüber alle recht froh waren, denn die Erschöpfung war allen anzumerken. Den entspannten Tag hatten wir damit schonmal hinter uns.

Der sieht ganz schön fertig aus.

Weiter geht's.

Das Camp in Sicht.


Tag 2: Der lange Marsch

5 Uhr Aufstehen, 6 Uhr Aufbruch lautete die Devise. Das ganze Camp wurde fuselig, alle hatten das gleiche Vorhaben. Neben unserer Gruppe gab es noch jede Menge andere. Der Trek ist mittlerweile so beliebt, dass sich täglich mehrere Gruppen auf den Weg machen. Mit uns waren vielleicht noch 50 weitere Backpacker unterwegs, man begegnete sich auf der Strecke und abends im Camp.
Die erste Etappe ging wieder ein gutes Stück aufwärts und nach 3,5 Stunden erreichten wir Camp 2. Nach dem Entspannen im Fluss und Mittagessen mussten wir weiter Richtung Camp 3. Mit dem Vormittag in den Beinen und dem Hoch und Runter war sicherlich keiner unterfordert. Die Organisation ist allerdings sehr gut, es gibt ausreichend Pausen und Verpflegungsstände auf der Strecke, nur Laufen muss man doch noch selber. Gegen 17 Uhr erreichten wir Camp 3, welches nur 1 km von der Ciudad Perdida entfernt ist.

Ein Dorf der einheimischen Kogi am Wegrand.

Wieder einmal durch den Fluss.

Das Nachtlager.

Tag 3: Ciudad Perdida

Ein bisschen Hintergrund aus Wikipedia:

"Der Großteil der Stadt wurde zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert errichtet, wenngleich die eigentlichen Ursprünge älteren Datums sind. Die geschätzte Bevölkerungsgröße betrug zu Hochzeiten 2.000–8.000 Angehörige des indigenen Volkes Tairona, die die Stadt kurz nach der Ankunft der Spanier wegen der Ausbreitung von Seuchen aufgeben mussten. Die Spanier selbst haben trotz des Handels mit den Tairona die Stadt nie betreten. Erst 1975 wurde die „verlorene Stadt“ durch Grabräuber wiederentdeckt und geplündert."

Aber auch die neuere Geschichte der Region ist höchst interessant und zeigt, welchen Wandel Kolumbien in den letzten Jahren durchgemacht hat.
Das Dorf Machete wurde von Bauernfamilien gegründet die von der Gewalt in ihrem Teil des Landes vertrieben wurde. Der Anbau von Mariuana und später Coca verhalf den Bauern zu einem recht entspannten Leben mit reichlich Geld. So kam es aber das im Rausch der häufigen Feiern viele Auseinandersetzungen zwischen den Familien blutig mit der Machete ausgetragen wurden.
Der Reichtum blieb nicht lange verborgen und die Guerilla wollte ihren Teil des Kuchens. Um sich zu verteidigen wurden das paramilitärische Gruppen gebildet und etliche Kämpfe waren die Folge. Die Regierung griff ein und das Land wurde unfruchtbar gemacht und alle Pflanzen beseitigt. Nicht von langer Dauer, da eine Methode der Kokainherstellung nun auch in Kolumbien bekannt wurde und nun noch höhere Profite winkten. Die Machtkämpfe zwischen den paramilitärischen Gruppen, der Guerilla und dem Militär machten die Region lange Zeit zu einer der gefährlichsten in ganz Kolumbien.
Erst mit der Wiederentdeckung der "Verlorenen Stadt" und der erneuten Vernichtung aller Pflanzen berkannte bot sich eine neue Chance für diese Region. Die ehemaligen Bauern und Soldaten wurden umgeschult und leben nun vom Anbau legaler Pflanzen sowie vom Besuch der Touristen.

Tag 3 startete natürlich wieder 5 Uhr und 6 Uhr brachen wir auf. Nach einem Kilometer erreichten wir den Anfang der Stadt, markiert durch die legendären 1200 Steinstufen, die steil nach oben führen. Hat man diese mühsam erklommen gelangt man zu den ersten Terassen. Das Geländede ist weitläufig und wir verbrachten gut 4h damit die Ruinen zu besichtigen. Außer den Toursiten, die sich nun täglich dort herumtreiben, gibt es noch ein paar Soldaten vom Militärstützpunkt, die man auf vielen Fotos im Hintergrund sehen kann.
Zum Mittagessen waren wir zurück in Camp 3 und von da an ging es den Weg zurück den wir gekommen waren bis zum Camp 2.
1200 Stufen voraus.

Der Blick auf die Terassen von oben.

Und noch mehr von unten aus zu sehen.


Tag 4: Zurück in die Zivilisation

Nun stand der "langweilige" Teil an, wieder hoch und runter den gleichen Weg, ohne das Ziel der Ruinen vor Augen. Alle waren wir uns einig, das 4 Tage Dschungel dann aber auch erstmal genug sind und so trotteten wir in Richtung Machete. Es war der heißeste Tag unserer Trekking-Tour, was es uns nicht leichter machte, aber gegen 14 Uhr hatten wir es dann geschafft und mit dem Jeep ging es wieder nach Santa Marta.






Fazit: 

Man braucht schon eine gute Portion Kondition um den Trek in 4 Tagen zu bewältigen, aber die tolle Landschaft auf dem Weg, die Ruinen an sich und die Geschichte der Region entschädigen für die Strapazen.






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